In der türkischen Hauptstadt Ankara gibt es eine deutsche Schule, ebenso in Istanbul und in der Hafenstadt Izmir. Geht es nach dem Willen der Türkei könnten parallel dazu demnächst türkische Auslandsschulen in mehreren deutschen Städten eröffnen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ") berichtet, laufen entsprechende Gespräche bereits seit Monaten. Ankara verhandelt demnach derzeit mit der Bundesregierung über ein Abkommen, das die Gründung türkischer Auslandsschulen ermöglichen solle, berichtet die "SZ" unter Berufung auf das Auswärtige Amt.
Die Verhandlungen hätten dem Bericht zufolge bereits im Sommer 2018 begonnen. Sie seien durch die vorübergehende Schließung der deutschen Schule in Izmir durch die türkischen Behörden ein Jahr zuvor ausgelöst worden. Das türkische Erziehungsministerium hatte die Maßnahme damit begründet, dass der Schule die rechtliche Grundlage fehle. Mit dem geplanten Abkommen solle die Rechtsgrundlage für die deutschen Auslandsschulen in der Türkei abgesichert werden, zitierte die "SZ" das Auswärtige Amt.
Das Abkommen solle den rechtlichen Rahmen für die drei Schulen regeln, die analog zu den deutschen Auslandsschulen gegründet werden sollten, heißt es in dem Bericht. Als Standorte für die türkischen Schulen seien Berlin, Köln und Frankfurt am Main im Gespräch. In diesen Städten leben viele türkische und türkischstämmige Bürger.
Die Schulen müssten sich an die Bildungsgesetze der Länder halten und von der Schulaufsicht kontrolliert werden, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) in einem Interview mit RTL/ntv. "Wenn die Schulaufsicht Zugriff hat, dann kann man darüber konstruktiv mit der Türkei sprechen." Er sicherte zu: "Es würde nie ein Raum werden, in dem Dinge unterrichtet werden können, die nicht mit unseren Werten übereinstimmen." Der eigentliche Grund sei: "Es gibt deutsche Schulen in der Türkei, und die Türkei erhebt den Anspruch ähnlich in Deutschland behandelt zu werden."
Türkei darf nicht als Schulträger auftreten
Die Türkei darf laut "SZ" allerdings ebenso wie andere Staaten nicht selbst als Schulträger in Deutschland auftreten. Diese Rolle müssten private Vereine übernehmen.
Die türkischen Schulen in Deutschland wiederum sollen der Zeitung zufolge als sogenannte Ersatzschulen betrieben werden. So werden Privatschulen bezeichnet, die zwar selbst Lehrmethoden wählen und Personal einstellen dürfen, aber Lerninhalte vermitteln, die denen in öffentlichen Schulen gleichwertig sind. Sie benötigen eine staatliche Genehmigung und unterstehen den jeweiligen Landesgesetzen.
Diese Rechtsform sei geeignet, möglichen Bedenken entgegenzuwirken, wonach die Schulen der türkischen Regierung eine Möglichkeit zur Einflussnahme auf türkische und türkischstämmige Schüler in Deutschland eröffnen könnten, wird das Auswärtigen Amt in dem Bericht zitiert.
spiegel
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