Die abstiegsbedrohten Bremer, die erstmals seit dem verlorenen Finale gegen Bayern München 2010 in der Runde der besten Acht standen, sind nach ihrem sechsten Sieg im sechsten Pokalduell mit Leverkusen nur noch einen Schritt von ihrer elften Endspiel-Teilname entfernt. Ihren letzten von sieben Pokal-Titeln gewannen sie 2009 durch ein Tor von Weltmeister Mesut Özil - im Finale gegen Leverkusen.
"Natürlich sind wir sehr zufrieden nach dem Spiel. Es ist so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben", sagte Werders überglücklicher Angreifer Claudio Pizarro beim Bezahlsender Sky: "Wir haben gezeigt, dass wir dran sind, jetzt gehen wir weiter im Pokal." Nach dem Rückstand durch den Treffer von Javier Hernández in der 22. Minute per Foulelfmeter sorgten Santiago Garcia (31.), Pizarro ebenfalls per Strafstoß (42.) und Florian Grillitsch (82.) aus möglicher Abseitsposition für den Sieg des sechsmaligen Cupgewinners. Für das Foul, das zum 2:1 für Bremen führte, sah Leverkusens Wendell zudem die Rote Karte.
Die Schuld am Schiedsrichtergespann wollten die Leverkusener aber erst gar nicht suchen. "Daran lag es nicht, wir haben es einfach schlecht gemacht", meinte Bayers Sportdirektor Rudi Völler. In Unterzahl konnte die Leverkusener Mannschaft, Bundesliga-Fünfter, vor 24.104 Zuschauern die Niederlage nicht mehr abwenden. Die Enttäuschung sei riesengroß, meinte Völler. "Wir hatten alle den Traum, ins Pokalfinale zu kommen", betonte Torwart Bernd Leno. "Wir haben es total vergeigt", gab Kollege Kevin Kampl zu. Bayer bleibt allenfalls in der Europa League noch eine vage Titelhoffnung.
Skripnik stellt erfolgreich um
Es war ein verdienter Sieg der Gäste von Trainer Viktor Skripnik, die sich bestens erholt zeigten von der 1:5-Schmach in der Meisterschaft am vergangenen Freitag bei Borussia Mönchengladbach. Konsequent in der Abwehr, gut gestaffelt im Mittelfeld: Viel ließ Werder nicht zu. Bremens Coach Viktor Skripnik ließ in einem defensiveren 4-1-4-1 auf. Die Hanseaten wirkten dadurch ausgesprochen kompakt.
Bayer fand wenige Lücken im dichten Mittelfeld und versuchte, dies meist durch weite Bälle auf "Wandspieler" Stefan Kießling zu überbrücken. Das war über weite Strecken für Bremen aber viel zu leicht zu durchschauen und damit auch relativ leicht zu verteidigen. Nach einer Viertelstunde übernahm Werder dann sogar das Kommando und inszenierte vor allem über die linke Seite mit den in die Mannschaft gerutschten Fin Bartels und Grillitsch einige vielversprechende Angriffe.
Wendell kippt das Spiel
Ein allzu ungeschicktes Foul von Alejandro Galvez an Stefan Kießling im Strafraum stoppte diese Drangphase, Hernandez verwandelte den Strafstoß. Doch auch Bayers Herrlichkeit währte nur kurz: Nach Garcias Ausgleich verlor der Favorit komplett den Faden, Werder nutzte dies mit couragiertem Spiel eiskalt aus. Nach der Pause baute Bayer-Trainer Roger Schmidt sein Team in zwölf Minuten zweimal komplett um.
Direkt nach dem Wechsel stellte er mit Blick auf den Platzverweis von Linksverteidiger Wendell auf eine Dreierkette aus drei Innenverteidigern um - rechts rückte Nationalspieler Karim Bellarabi bei Gefahr ein. Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Hernandez rückte Hakan Calhanoglu zu Kießling in den Sturm, drei weitere Spieler eine Position vor. Nach vorne gingen dennoch weiter wenig, hinten verhinderte der eingewechselte André Ramalho vor Pizarro zumindest vorerst das 1:3 (54.).
Die Bayer-Mannschaft versuchte Statistik und Unterzahl zu trotzen, rannte, kämpfte und gab einfach nicht auf. Bei der besten Chance scheiterte Kampl zehn Minuten vor dem Ende an Wiedwald. Zwei Minuten später zerstörte Werder alle Hoffnungen mit einem Konter, den Grillitsch abschloss. Trotz Reklamation der Leverkusener gab Stark den Treffer. "Natürlich gehört Glück dazu", meinte Bremens Coach Skripnik: "Heute hatten wir das Glück auf unserer Seite."
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