Proteste in Abchasien: Demonstranten sollen Waffen aus Präsidialamt gestohlen haben

  10 Januar 2020    Gelesen: 1153
    Proteste in Abchasien:   Demonstranten sollen Waffen aus Präsidialamt gestohlen haben

Bei den Protesten in Abchasien sollen Regierungsgegner an Waffen gelangt sein. Laut Muchammad Kilba, dem Sicherheitsratschef des nur teilweise anerkannten Südkaukasus-Staates, drangen Demonstranten ins Präsidialamt in der Hauptsatdt Suchum ein und plünderten die dortige Waffenkammer.

Laut Kilba halten sich bis zu 300 Demonstranten im Präsidialamt auf. „Arbeitszimmer wurden aufgebrochen, staatliche Machtsymbole gestohlen“, sagte Kilba am Freitag im Gespräch mit Sputnik.

„Die Waffenkammer wurde aufgebrochen, eine gewisse Waffenmenge ist in den Händen (der Protestierenden – Red.).“

Nach Gesprächen mit Vertretern der Behörden gaben die Demonstranten Kilba zufolge fünf der gestohlenen Waffen zurück. Die entwendete Menge sei aber „viel höher“. Was genau an Waffen entwendet wurde, wollte er nicht verraten.

Proteste gegen Präsident Chadschmba

In der ehemaligen georgischen Provinz Abchasien demonstrieren seit Mittwoch viele Menschen für den Rücktritt von Staatspräsident Raul Chadschmba. Am Donnerstag erstürmten seine Gegner das Präsidialamt in der Hauptstadt Suchum. Laut Sicherheitsratschef Kilba halten sich immer noch Hunderte Demonstranten in dem Gebäude auf.

„Nach unseren Angaben befinden sich zwischen 250 und 300 Menschen im Gebäude“, sagte am Freitag gegenüber Sputnik. Sicherheitskräfte hätten das Präsidialamt blockiert.

Mit den Demonstranten werde verhandelt, damit sie das Präsidialamt freiwillig verlassen, sagte Kilba. Einen gewaltsamen Einsatz schloss er allerdings nicht ganz aus. Alles werde vom Verhalten der Protestierenden abhängen.

Die Opposition in Abchasien zieht das Ergebnis der Präsidentenwahl im September, bei der Chadschimba im Amt bestätigt wurde, in Zweifel und fordert Neuwahlen. Die schwierige soziale und wirtschaftliche Lage sowie die Korruption heizen den Unmut der Demonstranten zusätzlich an.

Am Donnerstag forderte auch das abchasische Parlament den Staatschef zum Rücktritt auf. Chadschimba lehnte die Forderung ab und schloss die Verhängung des Ausnahmezustandes nicht aus.

Abchasien hatte sich nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 von Georgien gelöst und viele Jahre als nicht anerkannter De-facto-Staat existiert. Im August 2008 wurden Abchasien sowie die andere abtrünnige Region in Georgien, Südossetien, von Russland und dann auch von Nicaragua, Venezuela und den pazifischen Zwergstaaten Nauru und Tuvalu als unabhängige Staaten anerkannt. Der Anerkennung war ein Angriff der georgischen Armee auf Südossetien vorausgegangen, der zahlreiche Zivilisten das Leben kostete und erst nach einer Intervention russischer Truppen abgewehrt werden konnte. Georgien betrachtet Abchasien und Südossetien weiter als sein Hoheitsgebiet.


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