In der libanesischen Hauptstadt Beirut sind bei Auseinandersetzungen zwischen regierungskritischen Demonstranten und Sicherheitskräften erneut mehr als hundert Menschen verletzt worden. Wie Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das libanesische Rote Kreuz mitteilten, wurden am Sonntag mindestens 114 Menschen verletzt, 45 Personen mussten in Krankenhäusern behandelt werden.
Bereits am Samstag hatten nach übereinstimmenden Berichten mehr als 370 Menschen medizinisch versorgt werden müssen. Es handelte sich demnach um den gewalttätigsten Tag seit Beginn der Proteste vor drei Monaten. Am Sonntagabend versammelten sich erneut Hunderte Demonstranten im Zentrum von Beirut. Sie riefen "Revolution, Revolution" und warfen mit Steinen und Knallkörpern auf eine Straßensperre der Sicherheitskräfte. Polizisten feuerten Gummigeschosse ab und setzten Wasserwerfer und Tränengas ein, Videos zeigten tumultartige Szenen in der Innenstadt von Beirut.
Laut der amtlichen Nachrichtenagentur ANI berief Präsident Michel Aoun angesichts der eskalierenden Proteste für Montag ein "Sicherheitstreffen" ein. Teilnehmen sollen demnach die Minister für Verteidigung und Inneres, sowie führende Vertreter von Armee und Sicherheitsorganen. Die geschäftsführende Innenministerin Raja Hassan hatte die Angriffe gegen Sicherheitskräfte und Eigentum am Samstag als "völlig inakzeptabel" bezeichnet.
Laut Anwälten waren am Samstag mehr als 40 Demonstranten festgenommen worden, einige kamen erst am Sonntag wieder frei. Nach Angaben der Agentur AP sollen viele der Festgenommen geschlagen worden sein. "Die Mehrheit" sei Opfer von "exzessiver Gewalt" gewesen, einige hätten Verletzungen "am Kopf, im Gesicht oder an den Geschlechtsorganen".
Im Libanon wird seit mehreren Wochen gegen die Regierung protestiert. Die Demonstranten werfen der Führung des Landes Korruption vor. Ministerpräsident Said Hariri hatte Ende Oktober bereits auf die Kritik reagiert und seinen Rücktritt verkündet. Sein designierter Nachfolger Hassan Diab hat es bislang nicht geschafft, ein Kabinett zu bilden. Die Regierungsbildung im Libanon dauert wegen des komplexen politischen Systems in der Regel Monate.
spiegel
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