London, Brüssel, Davos - Venezuelas selbsternannter Interimspräsident Juan Guaidó reist derzeit quer durch Europa. Der Oppositionsführer will im Machtkampf mit Staatschef Nicolás Maduro um internationale Unterstützung werben. Währenddessen spitzt sich die Lage in der Heimat jedoch immer weiter zu. Beamte des venezolanischen Geheimdienstes Sebin sollen Guaidós Büroräume in Caracas durchsucht haben. Das berichtete unter anderem Guaidós Ehefrau.
"Es gab einen großen Einsatz von Agenten, die mit schwarzen Säcken in unsere Büros kamen und wieder gingen. Wir wissen nicht, was sie mitgenommen oder hingebracht haben", schrieb Fabiana Rosales auf Twitter. Die Sebin-Mitarbeiter hätten die Räume ohne Durchsuchungsbefehl betreten, sagte zudem die mit Guaidó verbündete Abgeordnete Delsa Solórzano. Die Räume waren nach ihren Angaben zu diesem Zeitpunkt leer: Es gebe keine "Zeugen" dafür, was dort vor sich gehe.
Auf einem von oppositionellen Abgeordneten veröffentlichten Video waren zwei maskierte Agenten zu sehen, die den Eingang zu dem Büro versperrten. Kurz zuvor hatte die Polizei nach Angaben von Regierungsgegnern den oppositionellen Abgeordneten Ismael León festgenommen. Eine offizielle Bestätigung für die Einsätze gab es zunächst nicht.
International hofiert
Guaidó hatte sich über ein gegen ihn verhängtes Ausreiseverbot hinweggesetzt und sich am Dienstag in London mit dem britischen Außenminister Dominic Raab getroffen. Für Mittwoch sind Gespräche mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell und Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas in Brüssel geplant. Am Donnerstag will Guaidó das Weltwirtschaftsforum in Davos besuchen. "Feige Diktatur", schrieb Guaidó auf Twitter. "Während ich unterwegs bin, um Hilfe zu beschaffen, damit wir diese Tragödie überwinden können, entführen sie den Abgeordneten Ismael Léon und durchsuchen unser Büro."
Parlamentschef Guaidó hatte sich vor einem Jahr zum Interimspräsidenten erklärt und den sozialistischen Staatschef Maduro damit offen herausgefordert. Zwar ist Maduro mittlerweile weltweit weitgehend isoliert, allerdings hält er sich mit Hilfe des Militärs weiter an der Macht. Guaidó wird auf dem internationalen Parkett zwar hofiert, kann sich in Venezuela aber nicht durchsetzen. Die humanitäre Lage in dem einst reichen Land mit den weltgrößten Erdölreserven ist katastrophal. 4,5 Millionen der gut 30 Millionen Venezolaner haben das Land bereits verlassen.
spiegel
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