Sicherheitskräfte gehen mit Gewalt gegen Demonstranten vor

  25 Januar 2020    Gelesen: 762
Sicherheitskräfte gehen mit Gewalt gegen Demonstranten vor

In zwei irakischen Städten hat die Polizei damit begonnen, Demonstranten von Knotenpunkten zu vertreiben. Die Beamten gingen dabei offensichtlich brutal vor.

Seit Monaten protestieren viele Menschen in irakischen Städten gegen Korruption, Misswirtschaft, die hohe Arbeitslosigkeit und den Einfluss Irans auf die irakische Führung. An wichtigen Knotenpunkte haben sie Zeltstädte und Barrieren errichtet. Bei Zusammenstößen mit der Polizei gab es immer wieder Verletzte und auch Tote. Nun scheinen Sicherheitskräfte die Camps der Demonstranten endgültig auflösen zu wollen.

In der irakischen Hauptstadt Bagdad seien Spezialeinheiten mit Gewalt gegen die Protestlager vorgegangen, um Plätze, Straßen und Brücken im Zentrum der Stadt wieder zu öffnen, berichteten Augenzeugen und irakische Medien am Samstag. Die Einheiten hätten Zelte der Demonstranten angezündet.

Der irakische TV-Sender Al-Sharqia sprach von einem bislang beispiellosen Vorgehen der Sicherheitskräfte. Augenzeugen und Medien berichteten von Verletzten, unter anderem durch Tränengas. Demnach rückten die Sicherheitskräfte auf den Tahrir-Platz in Bagdad vor, dem wichtigsten Zentrum der Demonstrationen im Irak.

Der vom Parlament gewählten Menschenrechtskommission zufolge wurden bei den seit Oktober anhaltenden Protesten schon mehr als 460 Menschen getötet und mehr als 20.000 verletzt. Menschenrechtler werfen den Sicherheitskräften einen unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt vor.

Die Demonstrationen führten zum Rücktritt von Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi. Die von der Mehrheit der Schiiten dominierte Regierung im Irak pflegt gute Beziehungen zum ebenfalls schiitischen Iran.

Rückzug eines wichtigen Unterstützers
Augenzeugen berichteten am Samstag, die Anhänger des einflussreichen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr hätten sich von den Demonstrationen zurückgezogen und ihre Protestlager aufgelöst. Al-Sadr gehört zu den wichtigsten Politikern des Landes. Bei der Parlamentswahl 2018 hatte sein Block die meisten Stimmen gewonnen. Der populistische Prediger kritisierte in den vergangenen Monaten immer wieder die Korruption und verlangte politische Reformen.

Am Freitag hatten Zehntausende Anhänger Al-Sadrs bei einem Massenprotest in Bagdad den Abzug der US-Truppen aus dem Irak gefordert. In diesem Monat hatte bereits das irakische Parlament beschlossen, dass alle ausländischen Truppen das Land verlassen müssten. Es reagierte damit auf die Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani bei einem US-Raketenangriff in Bagdad.

Im Irak sind rund 5000 US-Soldaten im Einsatz. Sie waren unter anderem entsendet worden, um das irakische Militär im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu unterstützen.

spiegel


Tags:


Newsticker