Rechte provozieren bei Holocaust-Gedenken

  28 Januar 2020    Gelesen: 660
  Rechte provozieren bei Holocaust-Gedenken

Weltweit erinnern Überlebende, Opferangehörige und Staatsoberhäupter an die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Einige Unverbesserliche missbrauchen jedoch den 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz für geschmacklose Provokationen.

Am Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus sind an mehreren Orten Personen mit geschmacklosen Provokationen aufgefallen. In Leipzig befestigten Unbekannte eine Israel-Flagge an einem Schornstein. Die Polizei prüft, ob eine Straftat im Sinne der Volksverhetzung vorliegt. "Mit Blick auf den Tag und den Schornstein könnte eine Relevanz vorliegen", sagte Polizeisprecherin Katharina Geyer. Die Polizei stehe in Kontakt mit der Staatsanwaltschaft.

Am 27. Januar 1945 hatte die Rote Armee das deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau erreicht und mehr als 7000 überlebende Häftlinge befreit. Allein in Auschwitz brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um, zumeist Juden. Viele wurden vergast, die Leichen anschließend verbrannt.

"Ich bin entsetzt darüber, dass solche Provokationen hier stattfinden", zitierte die "Bild"-Zeitung den Eigentümer des Fabrikgeländes. Die Feuerwehr holte die Fahne nach Angaben der Polizei mit Hilfe einer Drehleiter vom etwa 30 Meter hohen Schornstein herunter. Die Fahne werde auf Spuren untersucht, sagte Geyer. Zeugen hatten die Ermittler über die Fahne informiert.

Hitlergruß in Pirna, Farbpatronen in Finnland

Eine Provokation gab es auch in der sächsischen Kleinstadt Pirna. Dort soll eine 23 Jahre alte Frau am Rande einer Kranzniederlegung zum Holocaust-Gedenken den Hitler-Gruß gezeigt haben. Wie die Polizeidirektion Dresden bekanntgab, hatten Anwesende bemerkt, dass die Frau ihren linken Arm hob. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Zuvor war bei Twitter kritisiert worden, dass die Polizei zunächst keine Anzeige aufgenommen habe. "Das Verhalten des Beamten wird überprüft", hieß es in einem Tweet der Polizei Sachsen.

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Pirna spielte im Vernichtungsapparat der Nationalsozialisten eine wichtige Rolle. In der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein wurden in den Jahren 1940 und 1941 rund 13.700 vorwiegend psychisch kranke und geistig behinderte Menschen in einer Gaskammer der Anstalt ermordet, heißt es auf der Internetseite der heutigen Gedenkstätten. Zudem seien hier im Sommer 1941 mehr als 1000 Häftlinge aus Konzentrationslagern getötet worden.

Auch international sorgen ähnliche Vorfälle am Gedenktag für Entrüstung. In Finnland beschmierten Unbekannte eine Synagoge mit roter Farbe. Fotos der finnischen Rundfunksenders Yle legten nahe, dass jemand vermutlich mit Farbpatronen auf den Eingangsbereich und die Außenfassade der Synagoge der jüdischen Gemeinde der Stadt Turku geschossen hat. Präsident Sauli Niinistö, der wie Vertreter zahlreicher anderer Länder an einem Gedenken im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau teilnahm, bezeichnete den Vorfall als sehr beunruhigend. Innenministerin Maria Ohisalo sprach von einer inakzeptablen Tat.

ntv


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