Ändern wird sich aber zunächst wenig. Denn direkt im Anschluss beginnt die Übergangsphase, die bis Ende 2020 angelegt ist. In dieser Zeit sollen die künftigen Beziehungen der Briten und der EU geklärt werden - inklusive eines Freihandelsabkommens. Premierminister Boris Johnson spricht von einer neuen Ära. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nannte es dagegen einen traurigen Tag. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft hat wegen des Brexit bereits viele Milliarden verloren.
Johnson will die Briten am Freitag mit einer landesweit übertragenen Fernsehansprache auf die Zeit nach dem EU-Austritt einstimmen. “Dies ist der Anbruch einer neue Ära.” Es handele sich um einen Moment der nationalen Erneuerung und Veränderung, heißt es in dem vorab veröffentlichten Redetext. “Dies ist der Moment, in dem wir beginnen, uns zu vereinen und uns zu verbessern.”
Großbritannien gehörte 47 Jahre der EU an, stand ihr aber schon immer kritisch gegenüber, vor allem der Bürokratie in Brüssel. Das Land steht für 15 Prozent der EU-Wirtschaftsleistung, gibt am meisten für die Sicherheit aus und hat mit London das mit Abstand größte Finanzzentrum.
EU - JEDE ENTSCHEIDUNG HAT FOLGEN
Die EU machte nochmals deutlich, dass die Entscheidung Folgen haben wird. Großbritannien könne künftig keinen uneingeschränkten Zugang zum europäischen Binnenmarkt mehr haben, betonten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ratspräsident Charles Michel und EU-Parlamentspräsident David Sassoli in einem gemeinsamen Beitrag für die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”.
CDU-Politiker Altmaier sagte im ZDF-Morgenmagazin: “Wir müssen aber nach vorne schauen, müssen dafür sorgen, dass die Europäische Union stärker wird und nicht schwächer.” Zunächst sei zwar ein ungeregelter Brexit verhindert worden, doch dieser drohe wieder, wenn es in der Übergangszeit keine Einigung gebe. Die EU wolle den Handel beider Seiten so frei wie möglich gestalten.
Viele Experten halten ein umfassendes Handelsabkommen in elf Monaten für nicht möglich. Mit Kanada hat die EU beispielsweise sieben Jahre darüber verhandelt. “Es ist jetzt wichtig, die Übergangsphase nach dem Brexit zu verlängern”, forderte der Hauptgeschäftsführer des deutschen Industrieverbandes BDI, Joachim Lang. Genau das hat Johnson aber ausgeschlossen.
Das Münchner Ifo-Institut wies auf Einbußen für den deutschen Außenhandel hin. 2015 - dem Jahr vor dem Brexit-Referendum - seien noch 7,4 Prozent der deutschen Exporte nach Großbritannien gegangen. “2018 waren es lediglich 6,2 Prozent.” Insgesamt wäre der Umfang der Ausfuhren nach Großbritannien um 16,2 Milliarden Euro höher ausgefallen, wenn sich der britische Export-Anteil auf dem Niveau von 2015 gehalten hätte.
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