Türkei und Saudi-Arabien rücken gegen „Schiitischen Halbmond“ zusammen

  13 Februar 2016    Gelesen: 1133
Türkei und Saudi-Arabien rücken gegen „Schiitischen Halbmond“ zusammen
Die Türkei und Saudi-Arabien haben sich über Pläne für gemeinsame Militärübungen der Armeen beider Länder verständigt. Das militärische Näherrücken beider sunnitischen Staaten steht im Zeichen des geostrategischen Erstarkens Irans und seiner schiitischen Alliierten im Nahen Osten.
Türkische Diplomaten gaben an, dass schon bald erste türkisch-saudische Militärmanöver als Teil der Verständigung mit Riad folgen werden. Dieser Schritt diene dazu, „gegen gemeinsame Gefahren zu kooperieren“.

Ein hochrangiger Diplomat in Ankara, der namentlich nicht genannt wurde, informierte über eine mögliche Stoßrichtung des neuen Bündnisses:

„Die geplanten Übungen richten sich gegen keinen spezifischen Feind.“

Nahost-Analysten bleiben skeptisch. Ein in Ankara ansässiger Sicherheitsanalyst glaubt:

„Das ist ganz klar ein Schritt, der eine iranische Antwort provozieren könnte, auf die eine oder andere Weise.“

Im Januar dieses Jahres hatte der türkische Premierminister Ahmet Davutoğlu die Golfmonarchie Saudi-Arabien besucht. Tage später, Ende Januar, stattete der türkische Generalstabschef Hulusi Akara seinerseits der saudischen Hauptstadt einen Besuch ab.

In Syrien kämpft ein sunnitische Block, bestehend aus der Türkei, Saudi-Arabien und Katar, einen konfessionell aufgeladenen Stellvertreterkrieg gegen einen schiitisch dominierten Block rund um Präsident Baschar al-Assad und die Regierungen von Iran und Irak, die von Russland unterstützt werden.

Im vergangenen Dezember preschte Saudi-Arabien vor mit dem Vorschlag der Gründung einer „Islamischen Armee“, die 34 sunnitisch dominierte muslimische Staaten umfassen soll. Die „Islamische Armee“ soll in erster Linie gegen islamistische Extremisten im Sinne des Anti-Terrorkampfes agieren. Der schiitische Erzfeind der Saudis wurde jedoch nicht eingeladen. Die Türkei hingegen ist Mitglied der islamischen Allianz.

Während unbestätigte Berichte mit Meldungen aufkamen, denen zufolge Saudi-Arabien und die Türkei eine Intervention in Syrien planen könnten, tat ein hochrangiger türkischer Sicherheitsoffizieller diese Aussagen als „pure Spekulation“ ab. Er lehnte es ab, jedwede mögliche Interventionen militärischer Art auf syrischem Boden zu bestätigen oder zu dementieren.

Da sich einige Analysten kritisch über die zunehmende Konfessionalisierung nahöstlicher Außen- und Innenpolitik äußern und befürchten, dass sich verhärtende Blöcke in Nahost flächendeckende Kriege hervorbringen könnten, bleibt aus sicherheitspolitischer Perspektive die Frage dennoch bestehen, ob sich die Türkei, welche eine hunderte Kilometer lange Grenze mit Iran, Irak und Syrien teilt, den geostrategischen Umwälzungen durch die Anwendung von Soft-Power entziehen kann oder die weitere Entwicklung auf diese Art mitbestimmen kann?

Festzuhalten bleibt, dass Ankara ein enges Bündnis mit Saudi-Arabien und Katar helfen könnte, den von Russland gestützten, oppositionellen „Schiitischen Halbmond“ mittels einer Art „sunnitischen Nord-Süd-Zangengriffs“ auszumanövrieren.

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