Evangelische Journalistenschule steht womöglich vor dem Aus

  14 Februar 2020    Gelesen: 419
Evangelische Journalistenschule steht womöglich vor dem Aus

Weil in den kommenden Jahren 1,9 Millionen Euro eingespart werden sollen, könnte die Journalistenausbildung gekürzt werden: Vorerst sollen keine neuen Schüler mehr an der EJS aufgenommen werden.

Die Evangelische Journalistenschule (EJS) in Berlin wird vorerst keinen neuen Ausbildungsjahrgang ausschreiben. Das sagte der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) Jörg Bollmann auf Nachfrage des SPIEGEL. Zunächst hatten darüber "Tagesspiegel", "taz" und rbb berichtet.

Die Stelle des Schulleiters könnte ruhestandsbedingt auslaufen
Hintergrund seien vor allem Sparmaßnahmen bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem GEP, zu dem beispielsweise die Journalistenschule, die Nachrichtenagentur epd und die Zeitschrift "Chrismon" gehören.

Man befände sich in einem Umstrukturierungsprozess, sagte Bollmann, bis 2024 wolle man 1,9 Millionen Euro einsparen, so Bollmann. "Dabei verfolgen wir zwei Prioritäten: Wir werden eine qualitativ hochwertige Ausbildung des aktuellen Jahrgangs der EJS sicherstellen - das garantieren wir. Und wir fragen uns, wie wir ohne betriebsbedingte Kündigungen sparen können."

Überlegt werde, zwei Stellen, die demnächst ruhestandsbedingt auslaufen, nicht neu zu besetzen. Das betreffe unter anderem die Stelle des Schulleiters Oscar Tiefenthal, die dieser 2022 verlasse.

"Die Kirche muss sparen? Bitte nicht an der journalistischen Ausbildung. Ethischer Journalismus ist wichtiger als je zuvor!", heißt es indes auf der Webseite des Bündnisses "EJS retten", das sich um den Erhalt der Schule bemüht. "Wir alle haben eine tolle und zeitgemäße Ausbildung an der EJS bekommen, von der wir noch heute profitieren", teilte Ragnar Vogt, Vorstandsvorsitzende des Freundeskreises der EJS, dem SPIEGEL mit. Daher wolle man für diese Institution kämpfen.

Kritisiert wird auch, dass EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm erst vor kurzem betonte, wie wichtig Qualitätsjournalismus in diesen Zeiten sei. "Die Aussage des Ratsvorsitzenden steht nicht im Widerspruch zu unseren Überlegungen zur Evangelischen Journalistenschule. Denn man kann nicht davon sprechen, dass wir dem Qualitätsjournalismus eine Absage erteilen", sagte Bollmann dem SPIEGEL. Auf die Förderung von qualitativ hochwertigem Journalismus entfalle im Haushaltsplan der EKD weiterhin eine große Summe. Darin sind für das GEP auch in den nächsten Jahren jeweils mehr als zwölf Millionen Euro vorgesehen.

Ohne Schulleiter kein neuer Jahrgang
In den kommenden sechs Monaten soll entschieden werden, wie es mit der Schule weitergeht. Dann kommen die Aufsichtsgremien zusammen. Einen neuen Jahrgang der Schule könne man im Laufe des Jahres immer noch ausschreiben, sagte Bollmann. "Aber wenn wir das tun, dann müssen wir die Stelle des Schulleiters besetzen."

Die Evangelische Journalistenschule gibt es seit 25 Jahren. An der Schule wurden bislang um die 200 Volontäre ausgebildet.

spiegel


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