Huawei hat weltweit 91 Verträge mit Providern zum Aufbau von Mobilfunknetzen der fünften Generation (5G) gewonnen. Das teilte Huawei-Manager Ryan Ding auf einer Hausmesse des Konzerns in London mit. Über die Hälfte der Verträge - nämlich 47 Kontrakte - stammen von europäischen Mobilfunkanbietern, heißt es. 27 Verträge seien mit Providern in Asien unterzeichnet worden.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump versucht seit Monaten, eine Beteiligung von Huawei am Aufbau von 5G-Netzwerken außerhalb Chinas zu blockieren. Huawei sei eng mit der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei verbandelt und werde im Zweifelsfall Spionage- oder Sabotagebefehle der chinesischen Führung umsetzen, so der zentrale Vorwurf. US-Geheimdienste streuten unter anderem die These, Huawei könne heimlich über eigentlich für Sicherheitsbehörden vorgesehene Schnittstellen auf Netze zugreifen. Diese Vorwürfe weist Huawei zurück. Handfeste Belege hatte die US-Regierung auch nicht vorgelegt.

Zuletzt hatten selbst enge Verbündete der USA wie Großbritannien darauf verzichtet, Huawei grundsätzlich von der Vergabe von 5G-Verträgen auszuschließen. Die Regierung von Boris Johnson legte lediglich fest, dass Anbieter, die als "risikobehaftet" gelten, nicht in Kernnetzen und in der Nähe von wichtigen Anlagen wie Flughäfen oder Atomkraftwerken eingesetzt dürfen - und dass sie maximal gut ein Drittel der Infrastruktur versorgen dürfen.

Huawei-Manager Ding machte bei seinen Angaben keinen Unterschied zwischen Kernnetz-Versorgung und Anlagen in der Fläche. Experten verweisen in diesem Zusammenhang auch darauf, dass die Abgrenzung zwischen Kernnetz und Peripherie in 5G schwer falle, weil mit dem Trend des sogenannten Edge-Computings immer mehr Datenverarbeitung in den Randbereichen der Netze stattfinde.

5G soll dank extrem schneller Reaktionszeit eine Kommunikation praktisch in Echtzeit ermöglichen. Das gilt als wichtige Voraussetzung etwa zur Fernsteuerung von Industrieanlagen. Daher ist es notwendig, die Latenz in den Netzen zu reduzieren.

Zu den Huawei-Kunden in Europa gehört unter anderen die spanische Telefónica-Gruppe, die in Deutschland mit der Marke O2 präsent ist. Außerdem hatten Sunrise in der Schweiz und KPN in den Niederlanden eine Zusammenarbeit mit Huawei beim Thema 5G kommuniziert.

Auch in Deutschland wird seit Monaten darüber diskutiert, ob Huawei vom 5G-Ausbau ausgeschlossen werden soll. Vodafone und Deutsche Telekom haben in ihren 4G-Netzen auch Huawei-Technik verbaut. Sie setzen aber auch Anlagen der Huawei-Wettbewerber Nokia und Ericsson ein.

spiegel

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