Ghani beklagt “räuberische Elite“

  16 Februar 2016    Gelesen: 658
Ghani beklagt “räuberische Elite“
Millionen Afghanen leben von weniger als 1,25 Dollar am Tag. Dennoch bereichert sich die afghanische Elite maßlos, Spendengelder in Milliardenhöhe sind versickert. In einem Interview sagt der afghanische Präsident der Korruption den Kampf an.
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani will die Korruption in seinem vom Krieg zerrütteten Land bekämpfen. "Wir haben eine räuberische Elite. Um das zu ändern, bin ich gewählt worden", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Tatsächlich sind seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001 und dem darauffolgenden Einsatz der westlichen Staaten in Afghanistan etliche Milliarden Euro an Hilfsgeldern versickert.

Während nach Angaben Ghanis 41 Prozent der Landesbevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze leben und mit weniger als 1,25 US-Dollar am Tag auskommen müssen, haben sich korrupte Amtsträger massiv bereichert. Es sei eine "menschliche Tragödie", dass so viel Geld nach Afghanistan geflossen sei, die wirklich Bedürftigen davon aber nicht profitiert hätten, sagte Ghani, der im September 2014 die Nachfolge von Hamid Karsai angetreten hatte.

"Meine Aufgabe ist es, Hoffnung zu schaffen"

Auf die Frage, wie es sich für ihn anfühle, dass zahlreiche Afghanen ihre Heimat verlassen wollen, antwortete Ghani: "Fürchterlich." Aber angesichts der Flüchtlingskrise dürfe auch nicht vergessen werden, dass es "für jeden Afghanen, der geht, Hunderte gibt, die bleiben wollen". Es sei Aufgabe seiner Regierung, Perspektiven und Hoffnung zu geben, damit die Menschen in Afghanistan bleiben.

Zur Sicherheitslage in seinem Land sagte der Präsident, dass die Definition von Sicherheit "nicht absolut, sondern relativ" sei. Menschen hätten unterschiedliche Auffassungen, was sie als sicher oder unsicher empfänden. Es gebe sichere Gebiete in Afghanistan und die Taliban hätten auch keines ihrer strategischen Ziele erreicht. Dass Beobachter die Sicherheitslage in weiten Teilen des Landes als prekär einstufen, wollte Ghani nicht akzeptieren: "Analysten sehen Finsternis, meine Aufgabe ist es, Hoffnung zu schaffen."

Allerdings hat die Zahl der toten und verletzten Zivilisten einen neuen Höchststand erreicht. 11.002 Fälle hätten die Vereinten Nationen im Jahr 2015 verzeichnet, sagte die Chefin der Menschenrechtsabteilung der UN-Mission Unama, Danielle Bell, bei der Vorstellung des Zivilopferberichts. Darunter seien 3545 Tote und 7457 Verletzte – ein Anstieg um vier Prozent im Vergleich zu 2014. "Die Taliban haben unseren Menschen einen verheerenden Krieg aufgezwungen, und sie verlieren die Menschen. Sie werden für diesen Krieg verantwortlich gemacht", sagte Ghani.

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