Infektionsfälle in einer Woche verzehnfacht

  07 März 2020    Gelesen: 942
  Infektionsfälle in einer Woche verzehnfacht

In Deutschland steigt die Zahl der Coronavirus-Infektionen rasant an. Mehr als 640 Fälle sind inzwischen bestätigt - und es drohen noch weit mehr zu werden. Indes erwägt die Bundesregierung, mehr Geld für die Entwicklung eines Impfstoffes bereitzustellen.

Bei immer mehr Menschen in Deutschland wird das neue Coronavirus nachgewiesen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet von rund 640 Fällen (Stand: Freitag, 15 Uhr), das sind mehr als zehn Mal so viele wie eine Woche zuvor. Zahlen der John-Hopkins-Universität in Baltimore, USA, gehen am Samstagmorgen bereits von 670 Fällen aus.

Außer in Sachsen-Anhalt ist der Erreger Sars-CoV-2 in allen Bundesländern nachgewiesen worden. Allerdings kehrten am Freitagabend mehrere Schülergruppen aus dem Risikogebiet Südtirol nach Sachsen-Anhalt zurück, sie sollen vorsichtshalber zwei Wochen in Quarantäne bleiben. Testergebnisse der Schüler liegen bisher nicht vor. Die meisten Fälle bundesweit verzeichnet Nordrhein-Westfalen vor Bayern und Baden-Württemberg.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek erwägt, mehr Geld für die Entwicklung eines Impfstoffs bereitzustellen. "Wir werden wahrscheinlich noch einmal die Mittel für die Impfstoff-Entwicklung aufstocken. Ein Impfstoff wäre natürlich die beste Methode, künftige Erkrankungen durch das Virus zu verhindern", sagte die CDU-Politikerin der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Laut dem Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sind für den Kampf gegen Sars-CoV-2 jetzt 20 Impfstoffe in der Entwicklung. Bei der WHO seien zudem Anträge auf Prüfung und Zulassung von 40 Tests eingegangen. 

Mehrere europäische Länder haben weitere Maßnahmen im Kampf gegen das Virus ergriffen. Österreich stellt für zwei Wochen sämtliche Direktflüge nach Südkorea, Mailand, Bologna und in den Iran ein. Das teilte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖV) in Wien mit. Außerdem sollen an der Grenze zu Italien punktuell Gesundheitschecks durchgeführt werden. Reisende, die aus Südkorea, dem Iran und Teilen Chinas in die Alpenrepublik wollen, müssen mit einer ärztlichen Bestätigung nachweisen, dass sie nicht mit dem neuen Coronavirus infiziert sind. 

Island ruft Ausnahmezustand aus
Frankreich kündigte die Schließung von Schulen in zwei besonders betroffenen Départements an - eines davon liegt direkt an der Grenze zu Deutschland. Wie Premierminister Édouard Philippe in Paris ankündigte, gelten die neuen Maßnahmen für den Verwaltungsbezirk Haut-Rhin im südlichen Elsass und den Verwaltungsbezirk l'Oise im Norden des Landes. Kinderkrippen, Kindergärten, weiterführende Schulen oder Gymnasien sollen in den beiden Départements von Montag an für zwei Wochen geschlossen bleiben.

Die isländische Regierung rief den Ausnahmezustand für die Nordatlantik-Insel aus. Erstmals hätten sich zwei Menschen in Island selbst mit der Lungenkrankheit Covid-19 angesteckt, sagte Chef-Epidemiologe Thorolfur Gudnason, wie die isländische Zeitung "Morgunbladid" berichtete. Die bisher Infizierten hätten sich in Österreich oder Italien angesteckt. Insgesamt habe sich die Zahl der bestätigten Fälle in dem kleinen europäischen Land nun auf 43 erhöht, hieß es weiter. Der Ausnahmezustand bedeutet, dass in Institutionen strengere Regeln zur Prävention eingehalten werden müssen. 

Malta weist Kreuzfahrtschiff ab
Malta wies derweil ein Kreuzfahrtschiff mit mehr als 2000 Menschen an Bord ab. Auf Malta wurde bislang keine Infektion mit Sars-CoV-2 registriert. Das Kreuzfahrtschiff steuert der Reederei zufolge nun die italienische Stadt Messina an. Das UN-Klimasekretariat verzichtet wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus ab sofort bis Ende April darauf, an seinem Hauptsitz Bonn und anderswo auf der Welt Konferenzen anzusetzen. Dies teilte UN-Klimachefin Patricia Espinosa mit. Diese außergewöhnliche Maßnahme solle helfen, die Verbreitung des Virus einzudämmen.

Ersatzweise sollen Besprechungen via Video oder Telefon abgehalten werden. Gesundheitsminister Jens Spahn hatte die Bürger aufgerufen, Corona-Risikogebiete zu meiden. Auf nicht notwendige Reisen in besonders betroffene Regionen in Italien, aber auch in Nordrhein-Westfalen sollte man verzichten. Die Grenzen in der Europäischen Union sollten aber offen bleiben. Er appellierte auch an die Bürger, sich nicht mit Masken oder Schutzkleidung einzudecken, sondern diese für Ärzte und Pflegekräfte zu lassen.

n-tv


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