"Schwarzer Montag" an Börsen - Virus-Angst und Ölpreiskrieg

  09 März 2020    Gelesen: 961
    "Schwarzer Montag"   an Börsen - Virus-Angst und Ölpreiskrieg

Frankfurt (Reuters) - Die Coronavirus-Krise und der Ölpreiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland versetzen Anleger in Panik.

“Aktien werden abgestoßen, egal zu welchem Preis”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Gleichzeitig kollabierte der Ölpreis.

Der Dax fiel am Montag zur Eröffnung um bis zu 8,4 Prozent auf ein 14-Monats-Tief von 10.572,28 Punkten und steuerte auf den größten Tagesverlust seit dem Platzen der Dotcom-Blase vor mehr als 18 Jahren zu. Der EuroStoxx50 büßte 7,4 Prozent ein und notierte mit 2993,71 Zählern ebenfalls so niedrig wie zuletzt Anfang 2019. “Dieser Tag wird als ‘Schwarzer Montag’ in Erinnerung bleiben, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

DAS ENDE DER ERDÖL-FÖRDERBREMSE

Am Wochenende hatte Saudi-Arabien als Reaktion auf die russische Blockade einer weiteren Drosselung der Ölförderung Preise gesenkt und eine Ausweitung der Produktion angekündigt. Die Aktien des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco brachen daraufhin um zehn Prozent ein und notierten mit 27 Riyal erstmals unter ihrem Ausgabepreis von 32 Riyal. Dadurch stürzte die Börse in Riad um bis zu 9,5 Prozent ab - so stark wie zuletzt während der Finanzkrise im Herbst 2008.

Gleichzeitig brach der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 31,5 Prozent auf 31,02 Dollar je Barrel (159 Liter) ein steuerte auf den größten Tagesverlust seit dem Golfkrieg 1991 zu. Dem Terminkontrakt auf die US-Sorte WTI drohte mit einem Rückgang von bis zu 33,8 Prozent das größte Minus seiner fast 40-jährigen Geschichte. Dies brockte den europäischen Ölkonzernen wie BP und Shell Kursverluste von jeweils etwa 20 Prozent ein. Der Index für die europäischen Rohstoffwerte fiel daraufhin um elf Prozent auf ein Dreieinhalb-Jahres-Tief von 317,42 Punkten. Das ist der größte Kurssturz seit viereinhalb Jahren.

Eine weitere Gefahr drohe von den Schieferöl-Produzenten in den USA, warnte Markets.com-Experte Wilson. Sie seien hoch verschuldet und wegen ihrer relativ hohen Förderkosten Haupt-Leidtragende der Preiskollapses.

“SICHERE HÄFEN” GEFRAGT - AUSVERKAUF BEI ITALIEN-BONDS

Vor diesem Hintergrund flohen Anleger in “sichere Häfen” wie Gold. Die “Krisen-Währung” war mit 1702,56 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise so teuer wie zuletzt vor gut sieben Jahren. Später bröckelte er wieder etwas ab. Devisenanleger deckten sich mit der Schweizer Währung ein. Dies drückte den Kurs des Dollar auf ein Zwei-Jahres-Tief von 0,9190 Franken. Der Euro war mit 1,0541 Franken sogar so billig wie zuletzt vor fast fünf Jahren.

Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt. Dadurch fielen die Renditen der zehnjährigen Titel aus den USA und Deutschland auf Rekordtiefs von plus 0,318 Prozent und minus 0,863 Prozent. Im hoch verschuldeten Italien stieg die Rendite der zehnjährigen Bonds dagegen auf plus 1,362 von 1,079 Prozent, so stark wie zuletzt vor knapp zwei Jahren. Zuvor hatte die Regierung in Rom das wirtschaftliche Zentrum des Landes im Norden wegen des grassierenden Coronavirus praktisch komplett abgeriegelt.

DOLLAR UND ROHSTOFF-WÄHRUNGEN UNTER DRUCK

Am Devisenmarkt fiel der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 94,725 Prozent. Investoren rechnen inzwischen fest damit, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche um einen weiteren Dreiviertel Prozentpunkt senkt. Sie hatte den Zins bereits vergangene Woche überraschend um einen halben Prozentpunkt herabgesetzt.

Unter Druck gerieten auch die Währungen von Rohstoff-Exporteuren. Dadurch kletterte der Kurs des Euro auf ein Rekordhoch von 10,994 norwegischen Kronen. Zur russischen Währung war er mit 85,735 Rubel so teuer wie zuletzt vor vier Jahren. Ein Ende des Börsenbebens sei nicht in Sicht, warnte Shafali Sachdev, leitende Devisen-Expertin bei der Vermögensverwaltung der Bank BNP Paribas.


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