An deutschen Grundschulen fehlen rund 23.000 ausgebildete Musiklehrerinnen und -lehrer. Das geht aus einer Studie im Auftrag des Deutschen Musikrats, der Konferenz der Landesmusikräte und der Bertelsmann-Stiftung hervor.
Demnach haben die Grundschülerinnen und Grundschüler in den ersten vier Schuljahren je nach Bundesland einen Anspruch von ein bis zwei Stunden Musik in der Woche. Zu rund 43 Prozent werde der Unterricht von Musiklehrern und zu etwa 50 Prozent "fachfremd" erteilt - sieben Prozent des Unterrichts falle aus.
Ausfall auf Kosten sozial benachteiligter Kinder
Es gibt große regionale Unterschiede. Im Westen Deutschlands werde tendenziell öfter fachfremd unterrichtet als in Ostdeutschland. Auch die Zahlen zum Unterrichtsausfall unterscheiden sich zwischen den Bundesländern. So erhielten etwa in Brandenburg 2,6 Prozent, in Hessen 0,8 Prozent und in Nordrhein-Westfalen 5 Prozent der Grundschulkinder keinen Musikunterricht.
Musik sei unverzichtbarer Bestandteil der Bildung, sagte Liz Mohn, die Vize-Vorsitzende der Bertelsmann-Stiftung. Sie sie wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung. Ohne ein ausreichendes Angebot an Musikunterricht in der Grundschule bekämen vor allem sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler kaum Chancen, mit Musik in Kontakt zu kommen.
Bandbreite von Barock bis HipHop können nur Musiklehrer
Werde der Musikunterricht von fachfremden Lehrkräften unterrichtet, gehe dies insbesondere auf Kosten der Vielfalt: "Wir müssen keine kleinen Mozarts auf die Schulen loslassen," sagte Christian Höppner vom Deutschen Musikrat dem SPIEGEL über die Ausbildung der Lehrkräfte. Aber nur Musiklehrer könnten die ganze Bandbreite des musikalischen Spektrums von Barock bis HipHop vermitteln.
Mit der Studie liegen laut den Machern erstmals belastbare Zahlen zum Musikunterricht in Deutschland vor. In die Analyse sind unter anderem Daten aus den Länderministerien und der Kultusministerkonferenz eingeflossen. Allerdings waren die Angaben den Studienautorinnen und -autoren zufolge nicht immer belastbar oder vergleichbar.
Die Studie beziehe sich deshalb nur auf 14 Bundesländer, Bayern und das Saarland wurden nicht berücksichtigt. Zudem seien die Angaben teils geschätzt oder gerundet. Dabei sei man aber so konservativ vorgegangen, dass das Ausmaß an fehlenden Musiklehrkräften eher unterschätzt als überschätzt werde.
spiegel
Tags: