Für Kinder der Oberstufe ab 14 Jahren fällt der Unterricht ab Montag kommender Woche aus, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwochnachmittag nach einem mehrstündigen Gipfel im Kanzleramt. Zwei Tage später sollen auch alle anderen Klassen folgen. Kindergartenkinder sollen nach Möglichkeit ebenfalls zu Hause bleiben. Der Unterricht soll digital fortgesetzt werden.
Ziel der Maßnahme, von der mehr als eine Million Schüler betroffen sind, sei es, persönliche Kontakte zu reduzieren, sagte Kurz. Für die Unterstufe, also Kinder unter 14 Jahre, soll es aber die Möglichkeit der Betreuung in den Schulen geben. “Das bedeutet, dass alle, die zu Hause betreut werden können, auch zu Hause betreut werden sollen”, appellierte der Kanzler an die Bevölkerung. Die Großeltern sollen jedenfalls nicht zur Betreuung herangezogen werden. “Kinder dürfen keinesfalls zu den Großeltern gebracht werden, das sind die Personen, die wir bestmöglich schützen wollen.” Die Möglichkeit der Betreuung in der Schule soll gewährleisten, dass vor allem jene Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, weiter ihrer Tätigkeit nachkommen können. Kurz nannte als Beispiele das Gesundheitspersonal, Polizisten, Busfahrer oder auch Verkäufer in den Supermärkten.
Das Nachbarland Deutschland geht einen anderen Weg. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bezeichnete die Forderung nach einer flächendeckenden Schließung von Schulen und Kindergärten als “leichtfertig”. Es sei richtig, bei Verdachtsfällen Einrichtungen zeitweise und punktuell zu schließen, sagte der CDU-Politiker. “Flächendeckend bin ich sehr zurückhaltend.” Wenn Kinder zu Hause bleiben müssten und Betreuung bräuchten, betreffe dies Pflegekräfte, Ärzte, Polizisten oder Busfahrer, die für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens wichtig seien. Spahn zweifelte auch an, dass gerade die am meisten gefährdete Gruppe, nämlich Ältere, durch flächendeckende Schulschließungen besser geschützt würden. In den vergangenen Tagen hatte sich herausgestellt, dass Kinder an dem Virus selten erkranken, sie ihn aber weiter verbreiten können. Er sei sich nicht sicher, dass da alle Folgen mitbedacht würden, sagte Spahn.
In Österreich gibt es laut Gesundheitsministerium mittlerweile 246 bestätigte Coronavirus-Fälle. Tote wurden bisher nicht gemeldet. Bereits am Dienstag hatte die Regierung einige Maßnahmen beschlossen. Auch der Betrieb an den Universitäten und Hochschulen wird ab Montag eingestellt. Zudem verhängt das Land ein Einreiseverbot für Personen aus Italien, womit Österreich als erstes EU-Land in der Krise die Schengen-Regelung aussetzt. Darüber hinaus wurde der Zug- und Luftverkehr mit Italien für Reisende eingestellt.
Auch die polnische Regierung hatte am Mittwoch die Schließung der Schulen angekündigt. Sie sollen auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geschlossen bleiben.
Tags: