Wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Montag in Berlin gestützt auf vorläufige Daten des Umweltbundesamts (UBA) mitteilte, lag der CO2-Ausstoß 2019 um 54 Millionen Tonnen oder 6,3 Prozent unter dem Wert von 2018. Massive Probleme sieht Schulze wegen des derzeit stockenden Ausbaus des Ökostroms sowie im Verkehrssektor.
Durch den starken Rückgang im Vorjahr rückt sogar das von der Bundesregierung zwischenzeitlich schon aufgegebene Ziel wieder in Reichweite, die Emissionen bis Ende 2020 um 40 Prozent verglichen mit dem Stand von 1990 zu verringern. 2019 betrug diese Minderung laut Schulze bereits 35,7 Prozent. "Die 40 Prozent sind im Grunde erreichbar", sagte der UBA-Experte Michael Strogies, ohne sich allerdings auf eine Prognose festzulegen.
Einen wesentlichen Grund für den starken Rückgang sehen Schulze und UBA-Präsident Dirk Messner in der Wirkung des EU-Emissionshandels, aber auch im bis 2018 noch starken Ausbau der Wind- und Solarenergie in Deutschland sowie in der Abschaltung von acht Braunkohle-Kraftwerksblöcken seit 2016. Der Emissionsrückgang 2019 war laut Schulze der stärkste seit dem Finanzkrisenjahr 2009 und damit der bisher stärkste Rückgang in einem Jahr wirtschaftlichen Wachstums.
Dies Zahlen zeigten aber auch, "dass wir uns darauf nicht ausruhen dürfen", mahnte Schulze. Besonders besorgt äußerte sie sich über den Einbruch der Ausbauzahlen beim Ökostrom, über den die große Koalition sowie Bund und Länder seit Monaten ergebnislos streiten. Deutschland werde beim Klimaschutz "2020 ins Trudeln geraten, wenn wir die erneuerbaren Energien nicht weiter ausbauen", warnte die Ministerin vor einem drohenden Stillstand. Kritik übte sie erneut an der Unionsforderung nach pauschalen Mindestabstandsregeln für neue oder nachgerüstete Windräder.
Die Emissionen im Verkehr nahmen den neuen Daten zufolge trotz effizienterer Motoren 2019 noch um eine Million Tonnen CO2 zu, vor allem durch mehr und schwerere Fahrzeuge. Im Gebäudebereich gab es im Jahresvergleich sogar einen Emissionszuwachs um fünf Millionen Tonnen CO2 oder 4,4 Prozent. Messner führte dies auf im Vergleich zu 2018 etwas kältere Temperaturen sowie auf Nachholeffekte bei Heizölbestellungen nach Lieferschwierigkeiten im Vorjahr zurück.
AFP.com
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