Ifo-Präsident Clemens Fuest sieht Deutschland auf eine große Krise zulaufen. Heute spräche vieles dafür, dass die deutsche Wirtschaft in Dimensionen gerate, die an die Finanzkrise von 2008/2009 erinnerten, sagte er im "ntv Frühstart". Eine Rezession werde sich nicht vermeiden lassen, die Frage sei eher, wie schwer sie werde. Das hängt laut Fuest zum einen vom weiteren Verlauf der Krankheit und zum anderen davon ab, wie erfolgreich die jetzt ergriffenen Maßnahmen sein werden.
"Der große Unterschied ist, dass die Krise diesmal aus der Realwirtschaft kommt und dass es uns jetzt nicht hilft, die Nachfrage zu stimulieren", sagte Fuest weiter. Schließlich wolle man nicht, dass die Leute in Restaurants und Läden gingen, sondern aus gesundheitlichen Gründen zu Hause blieben. "Wir stecken in einem Konflikt zwischen der Bekämpfung der Epidemie und der Belebung der Wirtschaft." Das mache es schwieriger. Ein Vorteil gegenüber 2008 sei allerdings, dass Deutschland es jetzt nicht mit einer enormen Verschuldung zu tun habe. "Wir können darauf hoffen, dass wenn die Epidemie überwunden ist, es schnell wieder aufwärts geht."
Die Coronakrise könne sich trotzdem auf die Finanzbranche ausweiten. "Wir sehen, dass der Finanzsektor diesmal nicht die Ursache ist, er ist aber natürlich betroffen." Wenn Unternehmen in die Insolvenz gingen, verlören Banken das Geld, das sie den Firmen geliehen haben. Es bestehe die Gefahr, dass im Finanzwesen eine Abwärtsspirale entstehe, die für die Konjunktur sehr gefährlich sei.
Für ein klassisches Konjunkturpaket sei es allerdings noch zu früh. "Wir müssen uns zuerst darauf konzentrieren, dass dieses Einfrieren der Wirtschaft mit möglichst geringen Schäden überstanden wird", sagte Fuest. Danach solle der Staat überlegen, ob nicht breitere Steuersenkungen durchgeführt und Konsum- und Investitionsanreize geschaffen werden sollten.
Quelle: ntv.de, jki
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