Experte fordert Fokussierung auf vorrangige Behandlung von schweren Coronafällen

  19 März 2020    Gelesen: 866
Experte fordert Fokussierung auf vorrangige Behandlung von schweren Coronafällen

Der Infektionsexperte Gérard Krause hat einen Strategiewechsel im deutschen Corona-Krisenmanagement hin zu einer Sicherung der medizinischen Behandlung von schwer erkrankten Risikopatienten gefordert. 

Seiner Auffassung werde sich die Ausbreitung des Erregers auch durch in der Bevölkerung Eindämmungsmaßnahmen nicht verhindern lassen, betonte der Leiter der Abteilung für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag. Die Versorgung der schwer Erkrankten werde daher von entscheidender Bedeutung sein.

Angesichts der bevorstehenden Erkrankungswelle könne durchaus der Fall eintreten, dass nicht jeder Betroffene optimal therapiert werden könne, sagte Krause. Entscheidend sei deswegen, "dass wir uns auf die Versorgung der rund 20 Prozent schwer Betroffenen fokussieren". Für Vorerkrankte und Alte müsse "bei Diagnostik, Abklärung, Überwachung und medizinischer Versorgung absoluter Vorrang gelten". Die Anstrengungen dazu müssten optimiert werden.
Eine Ausgangssperre lehnte der Epidemiologe als kontraproduktiv ab. Derartig massive Eingriffe könnten auch die Gesundheitsversorgung und anderen wichtige Abläufe beeinträchtigen. Die Produktion von Medikamenten und die Lebensmittelversorgung müssten gesichert sein.

Auch Weltärztebundspräsident Frank Ulrich Montgomery riet von der Verhängung einer flächendeckenden Ausgangssperre in Deutschland ab. Dies sei höchstens regional, nicht aber bundesweit sinnvoll, sagte der frühere Chef der Bundesärztekammer am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. In Italien könne man sehen, dass eine Ausgangssperre nur zusätzliche Probleme schaffe, etwa im Rahmen der Überwachung durch die Polizei. Das Krisenmanagement der Bundesregierung lobte Montgomery als "hervorragend". Dieses habe Infektionen verzögert.

AFP.com


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