Wirklich überraschend kommt eine solche Nachricht in diesen Zeiten nicht, aber mit dem Modekonzern Esprit hat sie einen bemerkenswert prominenten Absender: Das bekannte Textilunternehmen sieht sich angesichts der Coronakrise gezwungen, mit mehreren seiner deutschen Gesellschaften in ein Schutzschirmverfahren nach deutschem Insolvenzrecht zu flüchten. Das geht aus einem Schreiben hervor, das Esprit-Chef Anders Kristiansen an Partner des Unternehmens gesandt hat, und das dem manager magazin vorliegt.
In dem Schreiben erläutert Kristiansen die Entscheidung in einigen Sätzen. Das Schutzschirmverfahren sei geschaffen, um Unternehmen vor Liquiditätsanforderungen zu bewahren, wie sie in nächster Zeit auf Esprit und andere zukommen, so der Firmenchef. "Ich bin mir sehr sicher, dass dies der richtige Schritt für Esprit ist."
Ein gerichtlich bestellter Verwalter wird Aufseher
Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat habe er entschieden, diesen Schritt zu unternehmen, um Esprits Zukunft zu sichern, so Kristiansen. Mit seiner Führungsmannschaft werde er die volle Kontrolle im Unternehmen behalten - allerdings unter der Aufsicht eines gerichtlich bestellten Verwalters. Während der Monate des Schutzschirmverfahrens solle ein Restrukturierungsplan für die betroffenen Unternehmen erarbeitet werden.
Hintergrund: Das Schutzschirmverfahren ist eine besondere Variante des Insolvenzverfahrens, ähnlich dem Verfahren nach Chapter 11 im US-amerikanischen Insolvenzrecht. Dabei bleibt das betroffene Unternehmen weitgehend in Eigenverwaltung. Das Ziel ist, möglichst schnell einen Insolvenzplan aufzustellen, um eine Sanierung zu erleichtern.
Esprit wurde Ende der 1960er Jahre in Kalifornien gegründet. Seit 1993 ist das Unternehmen an der Börse in Hongkong gelistet. Die Modekette, die eigenen Angaben zufolge gegenwärtig in 40 Ländern weltweit aktiv ist, machte 2019 einen Gesamtumsatz von knapp 13 Milliarden Hongkong-Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro). 2015 waren es noch mehr als 19 Milliarden Hongkong-Dollar.
spiegel
Tags: