Nach Einschätzung von Kanzleramtsminister Helge Braun ist der Höhepunkt der Krise in der Corona-Pandemie in Deutschland noch nicht erreicht. Aufgabe der Regierung sei es, sich für die Bevölkerung auf den schwierigsten Teil dieser Krise vorzubereiten, sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Zeit mit den höchsten Infektionszahlen liege noch vor Deutschland.
Bund und Länder wollen nach dem 19. April entscheiden, welche Maßnahmen beibehalten, neu ergriffen oder zurückgefahren werden sollen. Nach Ansicht Brauns ist der Maßstab für die Fortsetzung oder Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche, "dass sich in gleichen Zeitabständen weniger Menschen infizieren". Vor Beginn der jetzigen Einschränkungen habe es eine "Verdoppelung alle drei Tage" gegeben. Um aber das Gesundheitswesen nicht zu überfordern, müsse man Verdopplungszeiten von deutlich über zehn Tagen haben. "Wahrscheinlich sogar eher zwölf oder vierzehn Tage".
Man habe erwartet, dass Patienten in Deutschland kürzer auf der Intensivstation als in anderen Ländern. "Wir hatten auf etwa zehn Tage gehofft." Weil sich immer mehr ältere Menschen infizierten, fürchte man aber, "dass die Beatmungszeiten länger werden". Dann brauche man noch mehr Betten, sagte der CDU-Politiker, der selbst Arzt ist.
"Schwere Bürde"
Kapazitäten erhöhtDeutsche Kliniken stocken Intensivbetten massiv auf
Die Bilder aus Italien und Spanien machten den Ernst der Lage sehr deutlich. "Die Ärzte und Krankenschwestern dort haben einen unglaublich schwierigen Job. Wenn man das Gefühl hat, man hat nicht jedem bestmöglich helfen können, dann ist das eine unglaublich schwere Bürde." In Deutschland sei alles, was getan werde, der Frage untergeordnet: "Können wir das in Deutschland verhindern?"
Auch deshalb seien große Anstrengungen unternommen worden, damit Intensivbetten frei bleiben. Braun betonte, dass es wichtig sei, Solidarität mit Italien oder Frankreich zu zeigen und Patienten von dort zu übernehmen. Er schränkte aber ein, diese Solidarität sei begrenzt, weil Deutschland "bald alle Kapazitäten unseres Gesundheitswesens benötigen" könnte. In einigen Regionen müssten Patienten bereits jetzt in weiter entfernte Krankenhäuser verlegt werden. Zugleich müsse man abwägen, "wie schnell es uns gelingt, zusätzliche Krankenhaus- und Intensivbetten zu schaffen und die Kontaktnachverfolgung zu verbessern". Braun räumte ein, dass man vieles noch immer nicht präzise einschätzen könne.
Quelle: ntv.de, sba
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