Im ersten Quartal wurden bundesweit 107 neue Windenergieanlagen in Betrieb genommen. Sie haben eine Gesamtleistung von 348 Megawatt – das ist etwa 2,5 Mal so viel wie im Vorjahresquartal. Das geht aus vorläufigen Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land hervor. Sie liegen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vor.
Neue Windräder deutlich leistungsfähiger
Weil auch Anlagen stillgelegt wurden, liegt der sogenannte Nettozubau von Januar bis Ende März bei 66 Anlagen mit einer Leistung von 309 Megawatt. Neue Windräder haben deutlich mehr Leistung als alte. Die meisten neuen Anlagen gingen in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ans Netz.
Dass nun wieder mehr Anlagen in Betrieb genommen wurden, liegt nach Auskunft der Fachagentur daran, dass es 2017 viele Zuschläge gab. Im Mittel vergingen aber zwei Jahre, bis die Anlagen in Betrieb gingen.
Die Zubau-Situation liegt nach Auskunft der Fachagentur allerdings weit hinter dem zurück, was in den Jahren 2015 bis 2018 jeweils im ersten Quartal in Betrieb genommen wurde – im Durchschnitt waren es seinerzeit 315 neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 916 Megawatt. Die Zahl der in den ersten drei Monaten neu genehmigten, aber noch nicht in Betrieb genommenen Windenergieanlagen stagnierte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Trotz Corona-Krise handeln
Der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, sagte der dpa: „Wir sind weit weg von dem, was die Branche leisten könnte. Der energiewirtschaftlich und klimapolitisch viel zu geringe Zubau gefährdet die Ziele der Bundesregierung und führt direkt in die Ökostromlücke.“
Trotz Corona-Krise müsse jetzt gehandelt werden. Die Aufgabenliste lasse sich auch im Homeoffice abarbeiten. „Die Branche braucht kein Geld, sondern den Abbau von Hemmnissen.“ So müssten Bestandsflächen gesichert, Verfahren gestrafft und verkürzt werden.
Im vergangenen Jahr waren nach Angaben der Windkraft-Branche so wenige Windkraftanlagen an Land hinzugekommen wie noch nie, seit die Energiewende mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz im Jahr 2000 auf den Weg gebracht wurde. Wie die Branchenverbände mitgeteilt hatten, wurden 2019 nur 325 neue Windkraftanlagen mit 1078 Megawatt gebaut. Das waren 55 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Weil auch Anlagen abgebaut wurden, stieg die Zahl insgesamt um 243 Windräder auf deutschlandweit rund 29.500.
Die Branche hält aber einen Zubau von rund 5.000 Megawatt pro Jahr nötig, um auf einen Anteil des Ökostroms am Stromverbrauch von 65 Prozent Ökostrom bis 2030 zu kommen. Das ist das Ziel der Bundesregierung, 2019 lag der Anteil bei mehr als 42 Prozent.
Als Hauptgründe für die Ausbaukrise gelten lange Genehmigungsverfahren für Windparks und zu wenig ausgewiesene Flächen. Außerdem gibt es vor Ort zum Teil heftige Proteste gegen Windräder.
Schwierige Ökostrom-Gespräche
Am Ökostrom-Ausbau hängt die gesamte Energiepolitik der Bundesregierung. Ende 2022 soll das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen, derzeit wird zudem der Kohleausstieg bis spätestens 2038 organisiert. Vor allem über das Thema Akzeptanz von Windrädern streitet die Koalition seit Monaten. Ein Konflikt in der großen Koalition darüber, wie genau eine bundesweite Regelung zum Mindestabstand von 1000 Metern zwischen Windrädern und Wohnhäusern gestaltet werden soll, ist seit Monaten ungelöst.
Mitte März waren Koalitionsgespräche zum Ökostrom-Ausbau erneut gescheitert. Daraufhin hatten Bund und Länder sich auf eine Arbeitsgruppe verständigt, die den Durchbruch bringen soll. Ein Termin dafür ist noch nicht bekannt.
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