Europas Exit-Strategien im Überblick

  11 April 2020    Gelesen: 790
Europas Exit-Strategien im Überblick

Der europäische Kontinent ist gespalten: Während in Frankreich die Zwangsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie verschärft wurden, beginnen andere Länder mit ersten Lockerungen. Wie sieht ihr Zeitplan aus? Eine Übersicht.

Für die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen, die sich mit schnellen, harten Entscheidungen gegen den Rat ihrer Experten gestellt hatte, muss der vergangene Montag ein schöner Tag gewesen sein.

Als sie sich abends zur besten Sendezeit vor die Kameras stellte, konnte sie endlich wieder eine gute Nachricht verkünden: die "kontrollierte, schrittweise und vorsichtige Öffnung" des Landes, den Anfang vom Ende der umfassenden Zwangsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie.

Frederiksen war nach dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz die zweite europäische Spitzenpolitikerin, die sich das traute. Einige Stunden vor der Dänin hatte Kurz seinen Bürgern den Beginn einer "neuen Normalität" versprochen. Zur Begründung sagte er stolz: "Wir sind besser durch die Krise gekommen als die meisten anderen Länder."

Sicher, es sind nur erste Lockerungen. Beide Regierungschefs haben ihre Ankündigung mit ernsten Appellen an die Vernunft ihrer Landsleute verbunden. Niemand darf übermütig werden, alle sollen wissen, dass die Regierenden den Shutdown jederzeit verschärfen können, wenn die Infektionsraten wieder steigen.

Frederiksen mahnte: "Wir werden nicht wieder zu dem Dänemark zurückkehren, wie es vor dem 6. März gewesen ist." An jenem Tag war sie vorgeprescht, hatte Kitas, Schulen, Universitäten sowie die Grenzen geschlossen, obwohl die dänischen Gesundheitsbehörden davon abgeraten hatten.

Weitere europäische Regierungen haben in den vergangenen Tagen ebenfalls Zeitpläne vorgelegt, wie sie das öffentliche Leben reanimieren wollen. Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg sagte über die Ausbreitung der Virus-Infektion in ihrem Land: "Nach unserem Eindruck haben wir die Dinge unter Kontrolle."
Der für Europa zuständige Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Belgier Hans Kluge, hört so etwas allerdings gar nicht gern. Kluge warnte am Mittwoch: "Dies ist nicht der Moment, um die Maßnahmen zu lockern." Stattdessen müsse der Einsatz im Kampf gegen Covid-19 "noch einmal verdoppelt und verdreifacht" werden. Manche Länder folgen dem Rat der WHO, ein Ende des Lockdowns ist dort nicht in Sicht. In Frankreich wurde das Zwangsregime für viele Bürger sogar verschärft.

spiegel


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