Johnson aus der Klinik entlassen - aber noch keine Rückkehr zu Amtsgeschäften

  14 April 2020    Gelesen: 990
Johnson aus der Klinik entlassen - aber noch keine Rückkehr zu Amtsgeschäften

Der an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankte britische Premierminister Boris Johnson ist am Ostersonntag aus dem Krankenhaus entlassen worden, wird aber auf ärztlichen Rat hin die Regierungsgeschäfte nicht sofort wieder aufnehmen. 

Nach dem Verlassen der Klinik gab Johnson zu, dass sein Leben auf des Messers Schneide stand. Die Zahl der Corona-Toten in Großbritannien stieg auf über 10.000.

Johnson wurde auf den Landsitz Chequers nordwestlich von London gebracht, um sich dort weiter zu erholen. Wann er seine Arbeit wieder aufnimmt, war zunächst unklar. Zurzeit wird er von Außenminister Dominic Raab ersetzt.
Ein von der Downing Street veröffentlichtes Video aus Chequers zeigt einen sichtlich müden Premierminister in Anzug und Krawatte, der sich trotz allem kämpferisch gibt. "Wir werden dieses Coronavirus besiegen, und wir werden es gemeinsam besiegen", sagte er.

Der 55-jährige konservative Regierungschef war eine Woche zuvor ins Londoner St.-Thomas-Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem sich die Symptome infolge seiner Infektion mit dem neuartigen Coronavirus verschlimmert hatten. Am Montagabend kam er sogar auf die Intensivstation und musste mit Sauerstoff behandelt werden. Erst am Donnerstag konnte er wieder auf eine normale Station verlegt werden.

Dort verbesserte sich sein Zustand stetig weiter. Britischen Medienberichten zufolge vertrieb er sich die Zeit mit Sudoku und Filmen wie "Tatsächlich Liebe". Seine schwangere Partnerin Carrie Symonds sandte ihm demnach Ultraschallbilder seines nächsten Kindes.

Johnson war Ende März positiv auf das Coronavirus getestet worden. Seine schwere Erkrankung und seine Verlegung auf die Intensivstation inmitten der Corona-Krise hatten Großbritannien in einen Schockzustand versetzt. Er ist der ranghöchste Politiker weltweit, der an Covid-19 erkrankt ist.

In dem Video dankte Johnson seinem Behandlungsteam in der staatlichen Klinik. Sein Leben verdanke er insbesondere zwei Krankenschwestern aus Neuseeland und Portugal, die in den kritischsten 48 Stunden nicht von seinem Bett gewichen seien, sagte er. Bei vielen Mitarbeitern des staatlichen Gesundheitsdiensts (NHS) handelt es sich um Einwanderer.

Beim NHS nehmen unterdessen die Beschwerden über die Zustände in den britischen Krankenhäusern zu. Pfleger und Ärzte klagen vor allem über einen eklatanten Mangel an Schutzausrüstung. Wirtschafts-Staatssekretär Alok Sharma räumte am Sonntag ein, dass es tatsächlich Engpässe bei Schutzmasken gebe. Verantwortlich sei die "enorme weltweite Nachfrage".

Die Zahl der Virus-Toten in Großbritannien stieg am Sonntag auf insgesamt 10.612. Binnen eines Tages starben laut Gesundheitsministerium 737 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Das sind weniger als die jeweils knapp tausend Toten in den beiden vorangegangenen Tagen, doch liegt die tägliche Sterberate in Großbritannien damit immer noch höher als in den meisten anderen Ländern.

Die tatsächliche Zahl dürfte noch weitaus höher liegen, da nur die Opfer in Krankenhäuser gezählt werden, nicht aber beispielsweise in Alten- und Pflegeheimen. Die Zahl der bestätigten Infektionen stieg laut Ministerium um 5288 auf insgesamt 84.270. Doch dürfte es sich angesichts der niedrigen Testkapazitäten nur um einen Bruchteil der tatsächlich Infizierten handeln.

Königin Elizabeth II. rief unterdessen ihre Landsleute auf, zu Hause zu bleiben. "Indem wir uns voneinander fernhalten, schützen wir andere", sagte die 93-jährige Monarchin in ihrer vorab aufgezeichneten Osterbotschaft, die der Buckingham am Samstagabend veröffentlichte. "Wir wissen, dass uns das Coronavirus nicht bezwingen wird."

Die Regierung dürfte in den nächsten Tagen über eine Verlängerung der seit 23. März geltenden Ausgangssperre entscheiden. Die Maßnahme galt zunächst für drei Wochen, doch gilt ihre Verlängerung als sehr wahrscheinlich.

AFP.com


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