Billigeres Öl dämpft Inflation in Deutschland – aber Nahrungsmittel werden teurer

  16 April 2020    Gelesen: 814
  Billigeres Öl dämpft Inflation in Deutschland – aber Nahrungsmittel werden teurer

Die sinkenden Ölpreise haben die Inflation in Deutschland deutlich gedämpft. Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Verbraucherpreise im März im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch um durchschnittlich 1,4 Prozent.

Die Ölpreise sind zuletzt abgestürzt. Dadurch verbilligte sich die Energie um 0,9 Prozent im Vergleich zum März 2019.

„Am stärksten gaben die Preise für Heizöl infolge des seit Jahresbeginn anhaltenden Ölpreisverfalls auf dem Weltmarkt nach“, heißt es in dem Bericht des Statistischen Bundesamtes.

Sie brachen um knapp ein Fünftel ein, während Kraftstoffe um 3,3 Prozent günstiger wurden. Strom und Erdgas wurden wiederum um 4,5 beziehungsweise 2,3 Prozent teurer. Das Rohöl hatte sich wegen der weltweiten Rezession unter anderem infolge der Coronavirus-Pandemie stark verbilligt.

Nahrungsmittel teurer
Nahrungsmittel verteuerten sich hingegen um 3,7 Prozent und damit so kräftig wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. „Hier stiegen insbesondere die Preise für Fleisch und Fleischwaren sowie Obst mit jeweils 8,8 Prozent“, so die Statistiker. Bei Dienstleistungen betrug der Preisaufschlag 1,4 Prozent, wobei die Nettokaltmieten um 1,5 Prozent anzogen.

Teuerungsrate
Die Teuerungsrate dürfte im laufenden Jahr auf 0,6 Prozent fallen, nachdem sie im Jahre 2019 noch bei 1,4 Prozent lag, erläutern die führenden Institute in ihrem Gutachten für die Bundesregierung.

„So dürften sich die privaten Haushalte mit Konsumausgaben, bei denen Begegnungen mit anderen Personen das Ansteckungsrisiko erhöhen, vorerst zurückhalten“, heißt es darin.

„Die geringere Nachfrage in diesen Bereichen wirkt in der Tendenz preisdämpfend.“ Demgegenüber dürften sich die Preise dort erhöhen, wo sich das Angebot aufgrund von Engpässen durch gestörte Lieferketten oder fehlende Arbeitskräfte verknappe.

Ölpreissturz

Am 6. März waren Verhandlungen des Ölkartells Opec mit den im Kooperationsverbund Opec+ vereinten Förderländern, zu denen unter anderem Russland gehört, gescheitert. Die Teilnehmer konnten sich weder auf eine Änderung noch auf die Verlängerung der Vereinbarungen über die Drosselung der Ölförderung einigen. Russland wollte die bestehenden Bedingungen des Abkommens aufrechterhalten, während sich Saudi-Arabien für eine weitere Reduzierung der Ölförderung einsetzte.

Die Aufhebung der Einschränkungen in Bezug auf die Ölförderung ab dem 1. April verursachte einen Ölpreissturz, der durch die sinkende Nachfrage wegen der Coronavirus-Pandemie verstärkt wurde.

Russlands Präsident Wladimir Putin machte am 3. April das Verhalten Saudi-Arabiens neben der Covid-19-Epidemie für den Ölpreiseinbruch verantwortlich: Riad sei aus dem Opec+-Deal ausgestiegen, habe seine Ölförderung ausgebaut und sogar Rohöl-Rabatte angeboten.

Putin und Russlands Energieminister Alexander Nowak riefen die ölfördernden Länder zu gemeinsamen Aktivitäten auf. Russische Ölunternehmen seien zu einer Reduzierung der Ölgewinnung bereit, aber sie würden derartige Schritte lediglich gemeinsam mit anderen Förderländern einschließlich den USA unternehmen, hieß es.

Neue Opec+-Vereinbarung
Die im Verbund Opec+ vereinigten Ölproduzenten hatten sich am 12. April auf eine Drosselung der Ölproduktion um 9,7 Millionen Barrel (je 159 Liter) geeinigt. Die beispiellose Kürzung entspricht etwa zehn Prozent des weltweiten Angebots. Mexiko hatte sich bis zuletzt geweigert, die geforderten 400.000 Barrel beizusteuern und blieb bei seinem Angebot, 100.000 Barrel aus der Produktion zu nehmen. Die weiteren geforderten 300.000 Barrel pro Tag sollen die USA „ausgleichen“. Wegen der Haltung des zentralamerikanischen Landes verzögerten sich die Gespräche um vier Tage.

sputniknews


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