Die Deutschen horten im Gegensatz zu anderen Europäern in der Corona-Krise Bargeld. Im März hätten die Sparer zehn Milliarden Euro von ihren Bankkonten abgehoben, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf eine Studie des Fintech-Unternehmens Deposit Solutions, welches dazu die Daten der Europäischen Zentralbank ausgewertet hat.
Demnach sind die Deutschen die Ausnahme in Europa. Während die Spareinlagen von Italienern, Franzosen und Spaniern auch im März 2020 gestiegen sind, war in Deutschland die gegenteilige Entwicklung zu verzeichnen. "Die Deutschen haben eine im internationalen Vergleich hohe Affinität zu Bargeld", zitiert das Blatt den ehemaligen Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret, der heute für Deposit Solutions arbeitet.
Aus Dombrets Sicht gibt es eine Parallele zur Finanzkrise 2008, als zeitweise die Geldscheine in den Bankautomaten knapp wurden: "Beunruhigte Deutsche heben im Angesicht solch krisenhafter Situationen Geld bar vom Konto ab." Hinterher werde das Bargeld aber in der Regel schnell wieder eingezahlt.
Der Abzug von zehn Milliarden Euro sei kein Misstrauensvotum gegen die Banken, sagte Deposit-Solutions-Chef Tim Sievers dem Blatt, zumal deutsche Kunden insgesamt 2400 Milliarden Euro Einlagen bei den Banken liegen hätten. "Angesichts der Größe des Marktes fallen zehn Milliarden Euro nicht wirklich ins Gewicht."
Die "Frankfurter Allgemeine" hatte Mitte März von einer ungewöhnlich hohen Bargeldnachfrage bei der Bundesbank berichtet. Vom Montag den 16. März bis zur Wochenmitte sei der Bedarf doppelt so hoch gewesen wie im Vorjahreszeitraum. Gefragt seien demnach vor allem 100- und 200-Euro Banknoten gewesen. Einige Banken hätten infolgedessen die Grenze für Bargeldabhebungen gesenkt, um in Zeiten der Filialschließungen die Versorgung aller Kunden zu sichern.
Quelle: ntv.de, ino/AFP
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