Nach einem massiven Coronavirus-Ausbruch durch Familienfeiern in einem größeren Hochhauskomplex hat die Stadt Göttingen bis Montag vorsorglich alle Schulen geschlossen. Auch fünf Kitas und mehrere Schulen im umliegenden Landkreis Göttingen blieben bis über das kommende Wochenende zu, wie die Verwaltung der niedersächsischen Stadt am Dienstagabend erklärte. Zudem sollen alle Bewohner des Komplexes getestet werden.
Weil Dutzende mögliche Betroffene in Göttingen über das Pfingstwochenende zunächst nicht freiwillig zu einem Test erschienen seien, sei das Gesundheitsamt mit Unterstützung der Polizei bei den Menschen vorstellig geworden. "Das läuft jetzt auch", sagte die stellvertretende Leiterin des Krisenstabs, Claudia Schröder, zum Erfolg des "robusten Zugehens" auf die Betroffenen. Einem Bericht des NDR zufolge sollen insgesamt 300 Schnelltests zur Verfügung stehen.
Massentest als "milderes Mittel"
Erschwert werde die Aufarbeitung aber durch mangelnde Bereitschaft mit den Behörden zusammenzuarbeiten: Am Samstag seien etwa 90 Tests geplant gewesen, aber nach NDR-Informationen tauchten nur 15 Personen auf. Nun werden alle Bewohner des Komplexes getestet. Der Massentest sei ein "milderes Mittel" als die Anordnung einer pauschalen Quarantäne für sämtliche Betroffene, hieß es. In dem Komplex war es laut Behörden nach privaten Feierlichkeiten Ende Mai zum Ausbruch von Corona-Infektionen gekommen.
Göttingens Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler hatte gesagt: "Es sind dort mehrere große Familienverbände - nicht einer, sondern mehrere - Verursacher dieser Situation." Laut der Stadt befinden sich aktuell 230 Menschen in Stadt und Landkreis Göttingen sowie 140 im restlichen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen in Quarantäne, 80 Personen seien bereits positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Weil sich unter den Infizierten auch viele Kinder und Jugendliche befinden, erfolgte aus Sicherheitsgründen nun die Schließung aller Schulen in Göttingen. Da an den Feiern auswärtige Besucher teilnahmen, waren zusätzlich mehrere Schulen in anderen Gemeinden betroffen.
Die Schließung der Schulen erfolge rein vorsorglich, erklärte die Stadt. Sie verschaffe den Behörden Zeit, um Tests auszuwerten, Infektionsketten aufzuklären, Quarantänemaßnahmen anzuordnen und eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Bereits am Sonntag hatte das Ordnungsamt sämtliche Shishabars in Göttingen kontrolliert, weil es auch Hinweise gab, dass ein entsprechendes Lokal ebenfalls eine Rolle bei den aktuellen Infektionen spielte.
Der Krisenstab der Landesregierung hatte möglichen Quarantäne-Brechern mit einer Einweisung gedroht. Wer sich nicht an eine Quarantäne-Auflage halte, begehe eine Straftat und könne vom Gericht in eine geschlossene Einrichtung überstellt werden, sagte die stellvertretende Leiterin Claudia Schröder.
Quelle: ntv.de, ter/afp
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