Es hat alles noch nicht gereicht: Um die von ihm gegründete Fluglinie Virgin Atlantic vor dem Bankrott und damit sein gesamtes Luftfahrt- und Tourismuskonglomerat vor dem Auseinanderbrechen zu retten, hatte Multimilliardär Richard Branson bereits Tausendes Mitarbeiter entlassen, mehrere Regierungen um Hilfskredite gebeten, 250 Millionen Dollar aus seinem eigenen Vermögen nachgeschossen und sogar seinen Wohnsitz auf der Privatinsel Necker Island in der Karibik verpfändet. Doch die aufgrund der Corona-Pandemie praktisch zum Stillstand verurteilte Airline und die anderen Tourismusunternehmen der Gruppe brauchen noch mehr Geld - viel mehr Geld. Nun will Branson weitere Anteile an seine Weltraumtourismus-Firma Virgin Galactic im Wert von Hunderten Millionen Dollar verkaufen.
"Die Virgin Gruppe beabsichtigt alle Erlöse aus dem Verkauf […] dafür zu nutzen, um ihr weltweites Portfolio aus Freitzeit-, Urlaubs- und Reiseunternehmen zu unterstützen, die von den beispiellosen Auswirkungen von Covid-19 betroffenen sind", teilte Bransons Holding-Unternehmen, die Virgin Gruppe, mit. Von bis zu 12,5 Millionen Aktien will sich Branson trennen, das Aktienpaket hat zum aktuellen Börsenkurs einen Wert von rund 200 Millionen Dollar.
Es ist nicht das erste Mal in der Krise, dass der Milliardär Virgin-Galactic-Anteile zu Geld macht. Mit dem jetzt angekündigten Verkauf wird Branson etwa ein Drittel seiner indirekten Anteile an der Weltraumfirma abgegeben. Er, beziehungsweise seine Virgin Gruppe und deren Investmentfonds Vieco, halten nun keine Mehrheit mehr an dem Unternehmen.
Aktienkurs stürzt ab
Mit Virgin Galactic muss sich Bransons ausgerechnet von dem Unternehmen seiner Gruppe teilweise trennen, das von der Corona-Krise am wenigsten betroffen ist. Die Aktien liegen im Vergleich zum Jahresbeginn mehr als 25 Prozent im Plus. Dass die Firma unter der Pandemie kaum leidet, liegt vor allem daran, dass sie ohnehin noch keinen Geschäftsbetrieb hat, der stillstehen könnte. Offiziellen Ankündigen zufolge sollen die ersten Weltraumflüge mit zahlenden Gästen gegen Ende dieses Jahres stattfinden. Bislang ist Virgin Galactic eine reine Zukunftsinvestition, die bestenfalls in einigen Jahren erste Gewinne abwerfen wird.
Die positive Entwicklung der Aktie wurde zuletzt vor allem vom Erfolg der Konkurrenz beflügelt, allen voran von Elon Musks SpaceX, das jüngst als erstes Privatunternehmen Astronauten zur Internationalen Raumstation brachte. Dass Branson nun zumindest teilweise Kasse bei seinem Space-Startup macht, bevor es den Betrieb überhaupt richtig aufgenommen hat, kommt bei den Aktionären allerdings nicht gut an. Die Virgin-Galactic-Aktie rauschte nach der Verkaufs-Ankündig prompt fast zehn Prozent in die Tiefe.
Quelle: ntv.de, mbo
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