Die Krise habe "sehr hohe menschliche, soziale und wirtschaftliche Kosten", sagte Conte bei einer Sonderkonferenz, zu der auch Vertreter der EU und des IWF zugeschaltet waren. Er teile die Auffassung der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: "Eine Rückkehr zum Status Quo vor dieser Krise können wir uns nicht leisten."
An der Videokonferenz nahmen neben von der Leyen auch der EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni, EU-Ratspräsident Charles Michel sowie IWF-Chefin Kristalina Georgieva teil. Conte forderte zum Auftakt der Konferenz ein "mutiges Projekt", um aus der Krise herauszukommen. Es müsse die Chance genutzt werden, in der Krise alle Hindernisse zu beseitigen, die Italien in den vergangenen 20 Jahren gebremst hätten. Die europäischen Staats- und Regierungschefs müssten zeigen, dass es um "gemeinsame Interessen" gehe.
Italien sei vor allen anderen EU-Staaten und am härtesten von der Corona-Krise getroffen worden, sagte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in einer Stellungnahme über den Kurzbotschaftendienst Twitter. Die "mutigen Maßnahmen" Italiens gegen die Pandemie hätten funktioniert. Die Erholung von der Krise sei jedoch eine "Generationenaufgabe für ganz Europa".
"Wir können diese Krise nur überwinden, wenn wir es zusammen tun", hob von der Leyen weiter hervor. Kein Land und keine Region sollten zurückgelassen werden. Die Investitionen zur Gestaltung der Wirtschaft der Zukunft würden aber auch bedeuten, dass an "ehrgeizigen Reformen" gearbeitet werden müsse, um sicherzustellen, dass die Investitionen "die Bedürfnisse und Erwartungen der Bürger erfüllen". Sie dankte Conte ausdrücklich für seine Reformbereitschaft angesichts der hohen italienischen Staatsverschuldung.
Die EU-Kommission hatte Ende Mai ein massives Konjunkturprogramm von insgesamt 750 Milliarden Euro gegen die Corona-Krise vorgeschlagen. 500 Milliarden Euro sollen Zuschüsse sein, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Die besonders hart von der Corona-Pandemie getroffenen Länder Italien und Spanien sollen mit insgesamt 173 beziehungsweise 140 Milliarden Euro den Löwenanteil der Gelder bekommen. Eine Reihe von EU-Ländern ist aber gegen Zuschüsse, einige fordern klare Reformauflagen für die südlichen Nachbarn bei der Vergabe der Gelder.
Italien ist von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Verschiedene Szenarien prophezeien für das Jahr 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zwischen 8,3 und 14,0 Prozent.
In Italien sind bislang nach offiziellen Angaben mehr als 34.000 Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Besonders viele Todesfälle gab es im Norden des Landes, darunter die Provinz Bergamo.
AFP.com
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