Deutschland und EU-Partner sichern sich erstmals per Vertrag Corona-Impfstoffe

  14 Juni 2020    Gelesen: 927
Deutschland und EU-Partner sichern sich erstmals per Vertrag Corona-Impfstoffe

Deutschland und drei weitere europäische Länder haben sich in einem ersten Vertrag mit einem Pharmakonzern die baldige Lieferung von mehreren hundert Millionen Dosen eines Corona-Impfstoffs gesichert.

Sobald der Impfstoff einsatzbereit sei, werde der Konzern AstraZeneca "mindestens 300 Millionen Dosen" davon liefern, die dann der gesamten EU zugute kommen sollten, teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstag mit. Das Unternehmen selbst sprach von bis zu 400 Millionen Dosen.

Die Entwicklung des Impfstoffs mache gute Fortschritte und könnte bis Jahresende erfolgreich abgeschlossen sein, hieß es gegenüber AFP aus Regierungskreisen. AstraZeneca kann nach Angaben einer Unternehmenssprecherin vom Samstag "bald" mit der Produktion des an der Universität Oxford entwickelten Impfstoffs beginnen und hoffe darauf, "ihn breit und schnell verfügbar zu machen".
Der Impfstoff soll nach seiner Lieferung EU-weit zugänglich gemacht werden, kündigte Spahns Ministerium an. Die Dosen "sollen relativ zur Bevölkerungsgröße an alle Mitgliedstaaten, die dabei sein wollen, aufgeteilt werden". So solle die ganze EU vom Vertragsabschluss der Impfallianz aus Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden profitieren.

"Viele Länder der Welt haben sich schon Impfstoffe gesichert, Europa noch nicht", erklärte Spahn. Das "zügige koordinierte Agieren einer Gruppe von Mitgliedsstaaten" habe nun einen "Mehrwert für alle EU-Bürger" geschaffen.

"Damit Impfstoffe sehr zügig nach einer möglichen Zulassung in diesem oder im nächsten Jahr in großer Zahl verfügbar sind, müssen Produktionskapazitäten schon jetzt vertraglich gesichert werden", erläuterte sein Ministerium. Bei der Videokonferenz der EU-Gesundheitsminister am Freitag sei zudem vereinbart worden, die Aktivitäten der Impfallianz mit denen der EU-Kommission zusammenzuführen, um die Schlagkraft weiter zu erhöhen.

Am Freitag hatte AstraZeneca-Chef Pascal Sariot in einem BBC-Interview gesagt, er rechne bis September mit Ergebnissen zur Wirksamkeit des in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoffs. AstraZeneca entwickelt das Mittel in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford, die britische Regierung fördert das Projekt.

Die klinischen Tests des Mittels am Menschen hatten Ende April in Großbritannien begonnen. Soriot sagte, außerdem fänden Tests in Brasilien statt, das sich mittlerweile zum "Epizentrum der Epidemie" entwickelt habe. Rund 10.000 Probanden beteiligen sich demnach an den Tests.

AstraZeneca schloss nach eigenen Angaben bereits mehrere Verträge ab, die jenem mit der europäischen Impfallianz gleichen - etwa mit den USA, Großbritannien, Indien und der internationalen Impfallianz Gavi. Die Produktionskapazität liege derzeit bei zwei Milliarden Dosen.

Die Unternehmenssprecherin betonte am Samstag, dass es bei der Entwicklung noch Rückschläge geben könnte: "AstraZeneca ist sich bewusst, dass der Impfstoff möglicherweise nicht funktioniert, hat sich jedoch trotz dieses Risikos verpflichtet, das klinische Programm sowie die Herstellung zügig voranzutreiben."

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit schon mehr als hundert Projekte zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffes. Die vielen Forschungsprojekte nähren die Hoffnung, dass die Pandemie bald mit einer Impfung gebremst werden könnte.

AFP.com


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