Sie nahm um 8,2 Prozent auf 8900 Fälle ab, wie die Auskunftei Creditreform am Montag in Düsseldorf mitteilte. Die Zahlen verschleierten aber die tatsächliche Lage der Unternehmen. "Das Insolvenzgeschehen als Seismograph der ökonomischen Entwicklung hat sich von der tatsächlichen Situation der Unternehmen entkoppelt."
Creditreform führt dies vor allem auf die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen in der Corona-Krise zurück: Die von der staatlichen KfW-Bank bereitgestellten Kredite, die Zuschüsse für Selbstständige und kleine Gewerbetreibende sowie die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht "sollten einen akuten Anstieg der Pleiten, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen, verhindern und die Insolvenzzahlen stabil halten". Diesen Effekt hätten die Maßnahmen tatsächlich erreicht.
Creditreform befürchtet dabei aber Mitnahmeeffekte: Auch solche Unternehmen seien der Insolvenz entgangen, die ohne die Krise pleite gegangen wären. Zudem sei bei zahlreichen Insolvenzgerichten die Arbeitsproduktivität wegen der Krise gesunken - auch dies dürfte demnach zum Rückgang der Insolvenzen beigetragen haben. Die Insolvenzwelle sei nur vertagt.
Im ersten Halbjahr machten zahlreiche Großunternehmen pleite - Creditreform nannte Galeria Karstadt Kaufhof, AppelrathCüpper, Hallhuber, Esprit sowie Vapiano und Maredo. Der Gläubigerschaden pro Fall betrug im Schnitt mehr als 1,3 Millionen Euro - das sei "der höchste Wert seit Jahren". Insgesamt beliefen sich die Gläubigerschäden in den sechs Monaten auf zwölf Milliarden Euro.
Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ging im ersten Halbjahr zurück - um 6,4 Prozent auf 30.800. Doch auch hier rechnet Creditreform "zumindest mit einer Verlangsamung des Trends". Die Auskunftei begründet dies mit der verschlechterten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der hohen Überschuldungsquote der deutschen Verbraucher.
AFP.com
Tags: