Übergabe von Karelien an Finnland? „Das höre ich zum ersten Mal” – Gorbatschow

  18 Juni 2020    Gelesen: 1017
Übergabe von Karelien an Finnland? „Das höre ich zum ersten Mal” – Gorbatschow

Die Sowjetunion soll nach Darstellung der finnischen Ex-Diplomatin Jukka Seppinen Ende der 80er Jahre beabsichtigt haben, Karelien an Finnland zu übergeben. Der ehemalige KPdSU-Generalsekretär und Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, hat diese Behauptung nun widerlegt.

„Eigentlich höre ich das zum ersten Mal“, sagte Gorbatschow. Ohne Einzelheiten zu nennen, schloss er allerdings nichts aus, dass jemand außerhalb der Sowjetunion dieses Ziel verfolgt haben könnte. Er selbst habe aber in dieser Angelegenheit absolut nichts unternommen.

Auch das finnische Außenministerium hat inzwischen Stellung genommen und klargestellt, gegenüber keinem Land der Welt Gebietsansprüche zu haben.

„Wir finden es gut, dass sich Wissenschaftler frei und kritisch mit historischen Fragen auseinandersetzen. Das Außenministerium hat zu den von Seppinen dargelegten Thesen keine Position“, hieß es von finnischer Seite.
Das Außenministerium verwies zudem auf die Pariser Friedenskonferenz, in der 1947 die bis heute geltende Grenzziehung zwischen Russland und Finnland festgelegt worden sei. Nach der Auflösung der Sowjetunion hätten  Russland als Rechtsnachfolger der UdSSR und Finnland in einem gemeinsamen Vertrag von 1992 die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen bekräftigt.

Übergabe von Karelien
Die ehemalige Diplomatin und Expertin des finnischen Außenministeriums Jukka Seppinen hat in einem von ihr veröffentlichten Buch behauptet, dass die Sowjetunion unter der Führung von Gorbatschow ernsthaft über eine Übergabe Kareliens an Finnland nachgedacht und diesbezüglich Verhandlungen aufnehmen gewollt habe. Laut Seppinen hatte Finnland Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre die historische Chance, das an Finnland grenzende Gebiet zu bekommen. Allerdings habe der damalige finnische Präsident Mauno Koivisto die sich ihm bietende Chance nicht genutzt.

„Er wollte mit Wyborg (befindet sich in Karelien – Anm. d. Red.) keinen Konkurrenten für den Westen Finnlands schaffen. Denn in den 1930er Jahren war Wyborg noch eine äußerst erfolgreiche Stadt in Finnland“, begründete Seppinen die vertane angebliche Chance.

Das finnische Blatt „Helsingin Sanomat“ hatte im vergangenen Jahr unter Verweis auf den damaligen stellvertretenen russischen Außenminister, Andrej Fjodorow, darüber berichtet, dass der Kreml 1991 hinter verschlossenen Türen einen möglichen Deal zu Karelien besprochen haben soll. Demnach waren 15 Milliarden Dollar als mögliche Gegenleistung im Gespräch. Darüber hinaus habe Fjodorow behauptet, dass die russische Regierung damals angeblich eine Liste mit Regionen und Siedlungen aufgestellt habe, deren Probleme internationale Unterstützung erfordern könnten. 

sputniknews


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