Laschet bietet Kreis Gütersloh mehr Hilfe an

  22 Juni 2020    Gelesen: 747
Laschet bietet Kreis Gütersloh mehr Hilfe an

Mehr als 1000 Tönnies-Mitarbeiter haben sich mit Corona infiziert. Nun machte sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Laschet ein Bild von der Lage vor Ort - und bot an, alles "zu organisieren, das gebraucht wird".

Der Corona-Ausbruch bei Deutschlands größtem Schlachtbetrieb Tönnies hat schwerwiegende Folgen: Tausende befinden sich in amtlicher Quarantäne, mehr als tausend Tests im Zusammenhang mit dem Ausbruch bei Tönnies waren bereits positiv. Einen regionalen Lockdown im Kreis Gütersloh soll es zunächst jedoch nicht geben. Das gab Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet bei einem Ortsbesuch bekannt.

Es gebe zwar "ein enormes Pandemie-Risiko", sagte der CDU-Politiker. Das Infektionsgeschehen sei aber klar bei der Firma Tönnies lokalisierbar, und es gebe keinen "signifikanten Übersprung" hinein in die Bevölkerung. Deshalb gelte laut Laschet weiterhin, "dass wir einen flächendeckenden Lockdown im Moment nicht ausschließen können, aber solange wir alles tun, dass es gelingt, dass es nicht überspringt auf die Bevölkerung, wir andere bessere zielgerichtetere Maßnahmen ergreifen können."

Als Beispiele nannte er die Schließung der Schulen und Quarantänemaßnahmen. Seit Freitag stehen die rund 7000 Mitarbeiter, die auf dem Werksgelände gearbeitet haben, unter Quarantäne.

Corona-Tests bei Tönnies fast abgeschlossen
Mittlerweile konnten zudem fast alle Tests abgeschlossen werden. Eine aktuelle Zahl über die positiven Befunde gab Laschet nicht bekannt. Am Samstagnachmittag stieg die Zahl der Infizierten auf 1029 Personen an. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Verantwortlichen bereits 3127 Tests ausgewertet.

Laschet hatte am Vormittag gemeinsam mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) an einer Sitzung des Krisenstabs im Kreis Gütersloh teilgenommen. Bei der Sitzung waren auch Vertreter der Botschaften Rumäniens, Polens und Bulgariens anwesend. Der Ministerpräsident hatte dem Kreis Gütersloh anschließend weitere Hilfen angeboten.

Das Land sei über die schon entsandten Kräfte hinaus bereit, "jegliches Personal zu organisieren, das gebraucht wird", sagte Laschet. Das Wichtigste sei nun die Kontaktnachverfolgung von Infizierten und die strikte Einhaltung der Quarantäne. Sowohl Gesundheitsbehörden im Land als auch die Polizei würden verstärkt Kräfte bereitstellen.

Laschet dankte im Krisenstab allen Einsatzkräften vor Ort. Alle Beteiligten von Kommunen über Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr bis hin zu medizinischen Diensten leisteten "großartige Arbeit", um "das in dieser Form bisher einzigartige Infektionsgeschehen" rund um die Firma Tönnies unter Kontrolle zu halten.

"Das Vertrauen in Tönnies ist gleich null"
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass es unter den Mitarbeitern des größten deutschen Schlachtbetriebs von Tönnies bei Rheda-Wiedenbrück zu einem Ausbruch mit einer Vielzahl von Corona-Infizierten gekommen ist. Das Unternehmen gerät nun zunehmend unter Druck.

Bereits am Samstag hatte der Krisenstab bekannt gegeben, dass sich die Behörden bei einer Art Razzia Zugriff auf die Personallisten verschafft hatten. Zuvor hatte das Unternehmen die benötigten Unterlagen nur zögerlich herausgegeben. "Das Vertrauen, das wir in die Firma Tönnies setzen, ist gleich null", sagte der Leiter des Krisenstabs, Thomas Kuhlbusch, dazu. Gegenüber dem SPIEGEL kritisierte der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar am Sonntag Tönnies' Aussagen.

Der umstrittene Miteigentümer Clemens Tönnies hatte sich ebenfalls zu Wort gemeldet. Trotz massiver Kritik auch aus dem eigenen Unternehmen lehnt er einen Rücktritt weiterhin ab. "Ich werde dieses Unternehmen aus dieser Krise führen", sagte der 64-Jährige bei einer Pressekonferenz in Rheda-Wiedenbrück am Samstag.

spiegel


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