Möglicherweise bleibt Bürgern der USA die Einreise in die Europäische Union über den 1. Juli hinaus verwehrt. Grund ist die in den USA teils ungebremste Ausbreitung des Coronavirus.
Die EU arbeitet derzeit an einer Liste von Drittstaaten, aus denen die Einreise ab Anfang Juli wieder gestattet wird. Dass es hierfür bereits einen Entwurf geben soll, hatte die "New York Times" berichtet.
Nach SPIEGEL-Informationen arbeiten die EU-Botschafter derzeit an Kriterien, wonach entschieden werden soll, welche Länder auf eine solche Liste kommen.
Entscheidend soll die Zahl der Infizierten pro 100.000 Einwohner sein
Entscheidendes Kriterium soll dabei die Zahl der Infizierten in dem betreffenden Land pro 100.000 Einwohner sein, wie der SPIEGEL erfuhr. Ist sie kleiner oder gleich der in der EU, steigen die Chancen, dass Bürger aus diesem Land wieder in die EU einreisen dürfen. Liegt der Wert drüber, sind die Chancen geringer.
Im Gespräch sind aber auch weitere Kriterien, etwa die sogenannte Reziprozität. Dürfen also EU-Bürger in das betreffende Land nicht einreisen, wie derzeit in die USA, dann soll das auch umgekehrt für die Bürger dieses Landes gelten.
Die Frage, wer einreisen darf, entscheidet sich am Infektionsgeschehen. Während in den vergangenen Monaten eher europäische Länder im Mittelpunkt standen, richtet sich der Fokus nun eher auf die USA, Brasilien oder auch Russland.
Die EU-Botschafter werden sich mit dem Thema am Mittwoch und am Freitag beschäftigen, erfuhr der SPIEGEL übereinstimmend von EU-Diplomaten und aus der EU-Kommission. Eine abschließende Entscheidung ist noch nicht gefallen, ob es am Freitag so weit ist, ist offen. Klar ist, dass US-Bürger weiter nicht einreisen dürften, wenn die genannten Kriterien konsequent angewendet werden.
Bürger vom Westbalkan sollen ab 1. Juli einreisen dürfen
Deutschland vertritt die Position, dass klar nach einheitlichen Kriterien entschieden werden soll. Daraus ergäbe sich ein Automatismus, der dann auch für US-Bürger gelten müsse. Andere EU-Länder sehen diese Frage politischer, wie es in Brüssel heißt.
Die EU-Kommission hatte bereits Mitte Juni angekündigt, dass eine entsprechende Entscheidung anstehe. "Die Reisebeschränkungen sollten zunächst mit Ländern aufgehoben werden, deren epidemiologische Situation dem EU-Durchschnitt entspricht und in denen ausreichende Kapazitäten für den Umgang mit dem Virus vorhanden sind", hieß es aus der Kommission. Angedacht ist beispielsweise, dass Bürger aus den EU-Nachbarstaaten des westlichen Balkans wie Serbien oder Montenegro ab 1. Juli wieder in die EU einreisen dürfen.
spiegel
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