Laschet prüft, ob Tönnies haften muss

  26 Juni 2020    Gelesen: 526
Laschet prüft, ob Tönnies haften muss

Deutschland blickt mit Sorge auf das Infektionsgeschehen in NRW. Die Menschen in den betroffenen Landkreisen müssen plötzlich wieder empfindliche Einschränkungen hinnehmen. Es steht die Frage im Raum, wer dafür zahlen soll.

Nach dem großen Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies lässt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet prüfen, inwieweit das Unternehmen für die Folgeschäden aufkommen muss. Zur Frage, ob das Unternehmen haftbar zu machen sei, sagte Laschet dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Es wird derzeit sehr genau geprüft, ob und gegen welche Regeln das Unternehmen verstoßen hat und wo es in Haftung genommen werden kann." Laschet betonte, er sehe Tönnies in der Verantwortung.

Der Ministerpräsident verteidigte seine Regierung gegen die Kritik, zu spät gegen die Arbeitsweise der Fleischfirma vorgegangen zu sein. "Die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen waren bekannt", sagte Laschet dem RND. "Rot-Grün hat die Werkverträge eingeführt, die zum Problem geworden sind. Unser Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat sich hier als einziger mit wirklichem Nachdruck für eine Änderung eingesetzt." Für eine gesetzliche Änderung habe es jedoch keine Mehrheit gegeben, sagte Laschet. "Das muss man nüchtern einräumen."

In einem Schlachtbetrieb der Firma Tönnies in Nordrhein-Westfalen wurden in den vergangenen Tagen mehr als 1500 Menschen positiv auf das Virus getestet. Im schwer vom Ausbruch getroffenen Kreis Gütersloh haben sich bereits zahlreiche Menschen freiwillig testen lassen. Die Ergebnisse brachten einen Hoffnungsschimmer, da es den Tests zufolge bislang nur wenige Infizierte in der Bevölkerung gibt. Das Land NRW hat für die beiden betroffenen Kreise Gütersloh und Warendorf das Alltagsleben vorläufig bis zum 30. Juni wieder deutlich eingeschränkt.

Hofreiter will an Tönnies' Privatvermögen

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte den Unternehmer Clemens Tönnies auf, für die Kosten des Corona-Ausbruchs persönlich aufzukommen: "Wenn Herr Tönnies es ernst meint mit seiner Entschuldigung gegenüber den Menschen in seiner Region, dann erwarte ich, dass er die Kosten, die der Corona-Ausbruch bei Tönnies verursacht, aus seinem riesigen Privatvermögen bezahlt. Und sie nicht dem Unternehmen aufbürdet und dadurch seine Mitarbeiter weiter auspresst", sagte Hofreiter im Nachrichtenportal Watson.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wirft indes der Bundesregierung vor, sich nicht ausreichend um das Infektionsgeschehen in deutschen Pflegeeinrichtungen zu kümmern. "Nach nur wenigen Tagen lagen Zahlen zum Corona-Infektionsgeschehen in der Fleischindustrie vor. Doch wie es bei den über 800.000 Pflegebedürftigen in den Heimen aussieht, ist weiterhin unklar", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch dem RND.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn registriert indes ein "ganz neues Gemeinschaftsgefühl" in Deutschland, wie er in einem in einem Live-Talk für die Funke Mediengruppe sagte. Er werbe auch dafür, "dass wir uns das erhalten: eine Art Corona-Patriotismus". Spahn warnte davor, die Menschen aus den betroffenen Landkreisen zu stigmatisieren. "Das sind am Ende eher Opfer der Umstände", sagte der CDU-Politiker.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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