Anleger halten Rally widerwillig am Leben

  28 Juni 2020    Gelesen: 521
Anleger halten Rally widerwillig am Leben

Geht es mit dem Dax in dieser Woche wieder nach oben? Börsianern zufolge gibt es noch Luft nach oben. Allerdings schwelt die Corona-Krise weiter. Und auch das Thema Brexit rückt wieder mehr in den Fokus. Zudem kommen neue Arbeitsmarktzahlen aus den USA.

Die Börsenrally der vergangenen Wochen hat Experten zufolge aller Anleger-Skepsis zum Trotz noch Luft nach oben. "Der dieser Aufwärtsbewegung zugesprochene Titel der 'unbeliebtesten Rally' aller Zeiten beschreibt das Phänomen sehr illustrativ", sagt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen. Viele Investoren hätten die bisherigen Kursgewinne verpasst, weil sie dem Braten nicht trauten. "Je höher der Markt aber steigt, desto größer wird der Druck, auch dabei sein zu müssen."

Am Freitag gab der Dax zwar am Ende nach. Dank der Flut billigen Notenbankgeldes und der billionenschweren Konjunkturpakete der Regierungen weltweit notiert der deutsche Leitindex aber rund 50 Prozent über seinen Tiefs vom März.

Rob Sharps, Chefanleger des Vermögensverwalters T. Rowe Price, prognostiziert einen Rücksetzer oder zumindest eine Pause der Aktienrally. Schließlich sei die weitere Entwicklung der Coronavirus-Pandemie unklar. Sein Haus rechne zwar mit der Entwicklung eines Impfstoffs bis Anfang kommenden Jahres. Es könne aber Monate dauern, bis weite Teile der Bevölkerung damit immunisiert seien. In der alten Woche hatten steigende Infektionszahlen vor allem in den USA bei Anlegern die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle geschürt.

Handelskonflikt und Brexit wieder im Blickfeld

Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader nannte zusätzlich die wiederaufflammenden Handelsspannungen zwischen den USA und China sowie den USA und Europa als Risikofaktoren. "Ein gefährlicher Cocktail für die Aktienmärkte. Investoren sollten sich auf größere Stimmungs- und Kursschwankungen einstellen."

Außerdem rückt der Brexit wieder ins Rampenlicht. Die Gespräche über die künftigen Handelsbeziehungen mit der EU sind festgefahren. Der britische Premierminister Boris Johnson könnte bis Dienstag eine Verlängerung der Übergangsfrist beantragen, was er aber wiederholt abgelehnt hat. Deswegen droht zum Jahreswechsel ein harter Bruch mit wirtschaftlich schwerwiegenden Folgen für beide Seiten. Anleger hofften aber weiter auf eine Einigung in letzter Minute, sagt Volkswirtin Heal Mehta vom Vermögensverwalter Legal & General.

Spannung vor US-Arbeitsmarktdaten

Bei den Konjunkturdaten sind die US-Beschäftigtenzahlen erneut das Highlight. Sie werden schon am Donnerstag veröffentlicht, weil die Wall Street am Freitag wegen des bevorstehenden US-Nationalfeiertags geschlossen bleibt. Nach dem überraschenden Stellenaufbau im Vormonat rechnen Experten mit der Schaffung von drei Millionen Jobs außerhalb der US-Landwirtschaft. "In den USA dürfte sich im Juni die im Vormonat begonnene Erholung fortgesetzt haben", sagte Commerzbank-Stratege Christoph Balz.

"Gemessen an dem vorherigen Einbruch geht es aber nur langsam voran." Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Mittwoch.

Diesseits des Atlantiks stehen unter anderem die Barometer für die Stimmung in den europäischen Firmen und bei den Verbrauchern (jeweils Dienstag) auf der Agenda. Hinzu kommen die deutschen Einzelhandelsumsätze (Donnerstag).

Quelle: ntv.de, Hakan Ersen, rts


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