Erst soll er auf seine Mutter geschossen haben, dann auf seinen Vater: Insgesamt sechs Familienmitglieder soll ein junger Mann Ende Januar in Rot am See in Baden-Württemberg getötet haben. Zwei weitere Verwandte konnten sich schwer verletzt retten. Das Verbrechen hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Nun muss sich der 27-Jährige dafür vor dem Landgericht Ellwangen verantworten. Angeklagt ist der Deutsche wegen Mordes und versuchten Mordes.
Laut Staatsanwaltschaft gibt er am Mittag des 24. Januars insgesamt 30 Schüsse auf seine Familie ab. Am Ende sterben die Eltern, eine Halbschwester, ein Halbbruder sowie Onkel und Tante. Ein weiterer Onkel und eine Tante werden angeschossen und verletzt. Danach ruft der mutmaßliche Täter die Polizei und stellt sich. Die Taten soll der 27-Jährige schon längere Zeit geplant haben, extra dem Schützenverein dafür beigetreten sein und sich legal eine Pistole besorgt haben. Angebliche Misshandlungen durch seine Mutter und Halbschwester sollen ihn zu dem blutigen Verbrechen getrieben habe.
Die Familie hatte sich wegen einer Beerdigung im mehrstöckigen Wohnhaus des Vaters getroffen, in dem dieser lange auch eine kleine Kneipe betrieben hatte. In dem Haus lebte auch der mutmaßliche Schütze. Die Mutter, den Vater und seine Halbschwester soll er mit gezielten Kopfschüssen umgebracht haben. Die Taten hat er laut Staatsanwaltschaft gestanden. Die Anklagebehörde wirft dem jungen Mann Heimtücke vor.
Unfassbare, grausame Tat
In einer Stellungnahme des Schützenvereins, über die mehrere Medien berichtet hatten, wird er als "zurückhaltender Mensch" beschrieben, "hilfsbereit und freundlich". Man könne nicht verstehen, was passiert ist. Drei Jahre sei er Mitglied gewesen. Ratlosigkeit beim Vorstand. Die grausame Tat sei nach wie vor völlig unfassbar und nicht mit Worten zu beschreiben, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Rot am See, Siegfried Gröner. "Auf die Frage warum, haben wir noch keine Antwort."
Rot am See liegt zwischen Crailsheim (Baden-Württemberg) und Rothenburg ob der Tauber (Bayern). In der Gemeinde im Nordosten Baden-Württembergs leben rund 5400 Menschen. Zur Trauerfeier für die Familien seien Anfang Februar mehr als 1000 Menschen gekommen, sagte der Bürgermeister. "Die Zeit heilt die Wunden, aber es bleibt eine gewisse Ohnmacht, Bestürzung und Fassungslosigkeit." Für den Prozess soll auch ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben werden. Möglicherweise liege eine paranoide Schizophrenie vor, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Insgesamt sind sieben Verhandlungstage für das Verfahren angesetzt. Ein Urteil könnte am 10. Juli fallen.
Quelle: ntv.de, Aleksandra Bakmaz, dpa
Tags: