Österreich schließt Griechen aus

  24 Februar 2016    Gelesen: 986
Österreich schließt Griechen aus
Mit den Balkanstaaten will Österreich klären, wie die Flüchtlinge aufgehalten werden können. Nicht dabei: die Griechen, die von einem immensen Rückstau betroffen sind. Sie beschweren sich bei Österreich, doch das Land selbst verweist auf deutsche Zusagen.
Die tägliche Ankunft Tausender Flüchtlinge führt zu neuer Verstimmung zwischen Österreich und Deutschland sowie zwischen Österreich und Griechenland. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz kritisierte zunächst erneut Deutschlands Flüchtlingspolitik. "Wir müssen generell den Flüchtlingsstrom reduzieren", sagte Kurz der "Bild"-Zeitung und verwies auf die verhältnismäßig hohe Zahl von Asylanträgen in seinem Land. "Österreich hatte letztes Jahr pro Kopf doppelt so viele Asylanträge wie Deutschland. Das geht kein zweites Mal", sagte Kurz.

Wegen der jüngsten Grenzschließungen und Durchreiseregelungen der Balkanstaaten will die österreichische Regierung die Innen- und Außenminister der Westbalkan-Staaten bei einer Konferenz in Wien treffen. Dort soll besprochen werden, wie der Flüchtlingsstrom entlang der Route eingedämmt und koordiniert werden soll. Griechenland, das von dem Rückstau der nicht durchgelassenen Flüchtlinge am meisten betroffen ist, wurde nicht eingeladen. Die griechische Regierung protestierte dagegen, dass in ihrer Abwesenheit versucht werde, über Griechenlands Grenzen zu entscheiden. Auch die EU-Kommission kritisierte die Konferenz.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte indes beanstandet, dass Österreich täglich bis zu 3200 Flüchtlinge nach Deutschland durchlassen will. Außenminister Kurz gab zurück, Deutschland habe Griechenland noch am vergangenen Freitag offene Grenzen zugesichert und sei auch gegen die Grenzschließung in Mazedonien gewesen. "Die Innenminister treffen sich am Donnerstag beim EU-Rat und sind in laufendem Kontakt. Österreich will die Partnerschaft und Kooperation mit Deutschland. Daher erwarten wir, dass Deutschland sagt, ob es noch bereit ist, Flüchtlinge aufzunehmen und wie viele oder ob es nicht mehr dazu bereit ist", sagte Kurz zu "Bild".

Griechenland baut neue Aufnahmelager

In der griechischen Hafenstadt Piräus kamen am Morgen weitere 1700 Migranten an. Damit sei die Zahl der in den vergangenen drei Tagen per Fähre eingetroffenen Flüchtlinge und Migranten auf 9000 gestiegen, teilte die Hafenverwaltung mit. Die Menschen hatten in den vergangenen Tagen aus der Türkei zu den griechischen Inseln der Ostägäis übergesetzt.

Viele der neu angekommenen Flüchtlinge werden in Griechenland bleiben müssen. Das nördliche Nachbarland Mazedonien erlaubt nur Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak die Weiterreise. Deshalb hindert Griechenland seinerseits alle anderen daran, zur Grenze zu fahren. Mit einem neuen Aufnahmelager versucht die Regierung in Athen unterdessen, Ordnung zu schaffen: Hunderte Migranten wurden in dem Lager bei Diavata nahe der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki untergebracht, wie das Fernsehen zeigte. Das Lager ist zum Teil fertig und soll in den kommenden Tagen eine Kapazität für 4000 Menschen haben.

Migranten wurden auch in einem Aufnahmelager und zwei Sporthallen in Athen untergebracht. Dennoch versuchen viele Menschen aus Afghanistan und anderen Ländern, auf eigene Faust nach Norden zu kommen. Das griechische Fernsehen zeigte Migranten, die in Piräus und Athen nach Transportmitteln suchten, um nach Mazedonien weiterzukommen.

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