Ermittler fassen weitere Tatverdächtige

  30 Juni 2020    Gelesen: 1037
Ermittler fassen weitere Tatverdächtige

Im Missbrauchsfall von Münster gibt es Hinweise auf ein siebtes Opfer. Die Zahl der Verdächtigen steigt auf über 20. Landesinnenminister Reul lobt die Fortschritte bei den Ermittlungen.

Im Missbrauchsfall von Münster haben Ermittler drei weitere Beschuldigte dem Haftrichter vorgeführt. Darüber hinaus gibt es drei neue Tatverdächtige sowie Hinweise auf ein siebtes Opfer. Das sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul in einer gemeinsamen Sondersitzung von Rechts-, Innen- und Familienausschuss im Landtag in Düsseldorf.

Am Morgen waren demnach insgesamt 180 Beamte zu Durchsuchungen in vier Bundesländern ausgerückt. Die konzertierte Aktion habe in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein stattgefunden. "Weitere Kinder wurden damit aus der tagtäglichen Hölle befreit", so Reul.

Damit gibt es nun insgesamt 21 Tatverdächtige, die sich im westfälischen Münster an Kindern vergangen haben sollen. Zehn Beschuldigte sitzen in Untersuchungshaft. Reul zeigte sich zufrieden über die Ermittlungserfolge: "Ich freue mich über jeden Verdächtigen, der neu dazukommt", sagte der CDU-Politiker. "Die Befreiung der Opfer hat oberste Priorität."

Missbrauch im Kleingartenverein
Der Fall sei sehr dynamisch, sagte Reul. Er lobte die Fortschritte bei den Ermittlungen - diese dauerten aber nach wie vor an.

Der Fall des schweren sexuellen Missbrauchs mehrerer Kinder in Münster war Anfang Juni bekannt geworden. Der 27 Jahre alte Hauptverdächtige war zweifach vorbestraft, weil er Aufnahmen von Kindesmissbrauch besessen hatte. Als einer von zwei Tatorten steht bislang der Kleingartenverein fest.

Nach Bekanntwerden des Falls hatte die Union ihre Forderung erneuert, Kindesmissbrauch in jedem Fall als Verbrechen einstufen. Als Verbrechen gilt eine Tat, die mit mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe belegt ist, für sogenannte Vergehen kann auch eine geringere Freiheits- oder Geldstrafe verhängt werden.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hatte Forderungen nach einer Verschärfung der Strafen zunächst zurückgewiesen. Nachdem sie viel Kritik erhalten hatte, war die SPD-Politikerin aber umgeschwenkt: Nun will sie härtere Strafen kurzfristig auf den Weg bringen.

Dabei geht es um höhere Mindeststrafen auch für Missbrauchsfälle, die nicht mit körperlicher Gewalt und Misshandlungen einhergehen, und für "gewerbs- und bandenmäßige" Verbreitung von Kinderpornografie. In beiden Bereichen liegen die Mindestfreiheitsstrafen bisher bei sechs Monaten. Durch Heraufsetzen auf ein Jahr würden sie von Vergehen zu Verbrechen hochgestuft.

spiegel


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