Genesungswünsche und Kritik nach Bolsonaros Corona-Diagnose

  08 Juli 2020    Gelesen: 488
Genesungswünsche und Kritik nach Bolsonaros Corona-Diagnose

Brasiliens Präsident Bolsonaro ist Corona-positiv - nun kommen Besserungswünsche von Donald Trump, der WHO und Oppositionellen. Der Staatschef, der bei Schutzmaßnahmen bremste, sagt, es gehe ihm schon besser.

Nach Jair Bolsonaros positivem Corona-Test haben zahlreiche Genesungswünsche den brasilianischen Präsidenten erreicht. Angesichts seiner laxen Gesundheitspolitik wurde allerdings auch Kritik an dem Verhalten des Staatschefs laut. Unterdessen stieg die Zahl der Corona-Toten im größten Land Lateinamerikas binnen 24 Stunden um 1254 - einer der höchsten Werte der vergangenen Wochen.

US-Präsident Donald Trump wünschte Bolsonaro eine "rasche Besserung". Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, er hoffe, "dass es ihm gut geht und er sich schnell erholt". Auch mehrere brasilianische Gouverneure schickten Genesungswünsche nach Brasília.

Nach einem Test in einem Militärkrankenhaus hatte Bolsonaro am Dienstag mitgeteilt, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Er habe Fieber und Gliederschmerzen gehabt, fühle sich aber bereits wieder besser. Er wolle nun das umstrittene Mittel Hydroxychloroquin einnehmen, dessen Wirksamkeit gegen die Lungenerkrankung Covid-19 bislang nicht bewiesen ist. Auch US-Präsident Donald Trump schwört auf das Medikament, das auch zur Malaria-Prophylaxe und -Behandlung eingesetzt wird.

Erst am vergangene Freitag war ein Gesetz verabschiedet worden, das die Verwendung von Masken auf Straßen und in öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verhinderung von COVID-19-Infektionen verbindlich vorschreibt. Bolsonaro unterzeichnete es, legte aber ein Veto gegen Klauseln ein, die die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen wie Kirchen, Schulen, Geschäften und Fabriken vorgeschrieben hätte.

In den kommenden Tagen werde er in seiner Residenz in Brasília bleiben und die Amtsgeschäfte per Videokonferenz führen, kündigte Bolsonaro an. Für diese Woche geplante Reisen nach Bahia und Minas Gerais habe er abgesagt. Nach seinem positiven Corona-Test ließen sich mindestens zehn Minister seines Kabinetts ebenfalls auf das Virus untersuchen.

Ex-Gesundheitsminister: Krankenhäuser an der Belastungsgrenze
Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an heruntergespielt. Präsident Bolsonaro bezeichnete die Lungenkrankheit Covid-19 immer wieder als "leichte Grippe" und stemmte sich gegen Schutzmaßnahmen. Er zeigte sich häufig ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit, löste Massenaufläufe aus und machte Selfies mit Anhängern. Im Streit um die richtige Corona-Strategie hatten zuletzt zwei Gesundheitsminister das Handtuch geworfen.

Der frühere Ressortchef Luiz Henrique Mandetta wünschte Bolsonaro zwar ebenfalls gute Besserung. "Ich hoffe aber auch, dass er über all die Menschen nachdenkt, die nicht sofort Zugang zu Magnetresonanztomografie, Privatärzten und einem reservierten Bett auf einer Intensivstation haben", sagte er dem Fernsehsender Globo News. Tatsächlich haben wegen der hohen Fallzahlen viele Krankenhäuser ihre Belastungsgrenze bereits erreicht.

Brasilien ist neben den USA derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bislang haben sich in dem lateinamerikanischen Land 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 66.000 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.

Oppositionsführer Haddad: "Ich wünsche allen gute Besserung, auch Bolsonaro"
"Es tut mir leid für die 1,6 Millionen Infizierten, dass wir den schlechtesten Krisenmanager der Welt haben", sagte der Oppositionspolitiker und ehemalige Präsidentschaftskandidat der linken Arbeiterpartei, Fernando Haddad. "Ich wünsche allen gute Besserung, auch Bolsonaro."

Zwar haben eine Reihe von Bundesstaaten und Städten auf eigene Faust Schutzmaßnahmen ergriffen, allerdings werden die Einschränkungen an vielen Orten bereits wieder gelockert. In der Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten sogar Restaurants und Bars schon wieder. Auf der Strandpromenade an der Copacabana tummelten sich zuletzt bereits wieder zahlreiche Menschen.

spiegel


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