Von einem "Diktat" der Deutschen in Sachen Flüchtlingspolitik wolle er zwar nicht sprechen, sagte Orbán. Dennoch sei Deutschland "eine Großmacht in Europa, der Druck aus Berlin hat Kraft". Sein Land werde den Deutschen aber nicht alles nachmachen: "Wir schulden Deutschland gar nichts. Und die Deutschen schulden uns auch nichts. Deutschland hat uns bei der Aufnahme in die EU beigestanden. Dafür sind wir dankbar. Aber dann hat Ungarn seinen Markt für alle EU-Staaten geöffnet. Davon haben alle profitiert. Wir sind also quitt."
Der Umgang mit der Bundesregierung, so der Ungar, sei schwieriger, die Stimmung rüder geworden. "Heute ist der Ton aus Deutschland schroff, grob und aggressiv", sagte Orbán und kritisierte generell, dass sich in der Führung der EU eine "Kultur des Vertragsbruchs" eingeschlichen habe: "Die Maastricht-Kriterien, Schengen, Dublin – nichts gilt mehr", zitiert ihn die Bild.
"Abhängig vom Wohlwollen der Türkei"
Eine gemeinsame Flüchtlingspolitik der EU mit der Türkei bezeichnete der rechtskonservative Politiker als "Illusion" und bezog sich dabei insbesondere auf den Plan, mit der Regierung in Ankara eine Auf- und Rücknahme von Geflüchteten zu vereinbaren. "Kein EU-Land will und kann das wirklich umsetzen", sagte er und fügte mit Blick auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan hinzu: "Wir betteln bei Herrn Erdoğan – im Gegenzug für Geld und Versprechungen – demütig um Sicherheit für unsere Grenzen, weil wir uns nicht schützen können." Diese Politik mache "Europas Zukunft und Sicherheit abhängig vom Wohlwollen der Türkei".
Die Entscheidung über eine Volksabstimmung in Ungarn über die von der EU beschlossenen Flüchtlingsquoten begründete der Premier mit dem "Schutz der europäischen Demokratie". Eine solche Quote "würde das Profil Ungarns und Europas verändern, ethnisch, kulturell und religiös. Deshalb habe er dieses Referendum veranlasst, um eine "EU-Zwangsquote" zu verhindern.
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