US-Wahlkampf: Trump hat ein Problem mit Frauen

  25 Februar 2016    Gelesen: 1185
US-Wahlkampf: Trump hat ein Problem mit Frauen
Trotz aller Erfolge: Bei weiblichen Wählern kommt Donald Trump mit seinem Rambo-Stil kaum an. Jetzt soll Gattin Melania helfen. Doch das Ex-Model stammt aus Slowenien - wie passt das zur Ausländer-raus-Politik?
Donald Trump steht auf der Bühne des Marriott-Hotels in Spartanburg, South Carolina, vor ihm eine Menge grölender Fans. Sie lieben ihn, weil er ihnen Jobs verspricht und gegen Einwanderer Stimmung macht. Plötzlich schiebt Trump seine Frau ans Mikrofon. Melania Trump, 45, Ex-Model aus Slowenien, soll endlich auch einmal etwas sagen. Es fällt ihr erkennbar schwer.

"Mein Mann arbeitet viel. Er wird Präsident", ruft sie. Die Fans vor der Bühne schauen sich verdutzt an. Ausgerechnet die Frau des Mannes, der mit ausländerfeindlichen Tönen die meisten seiner Reden bestreitet, spricht Englisch mit starkem osteuropäischem Akzent, eine Überraschung für viele im Saal.

Tatsächlich kennen die Amerikaner Melania bislang nur als äußerst fotogene, aber stille Begleiterin des lauten Donald, als sogenanntes "Arm Candy", Anhängsel. Trumps Tochter aus erster Ehe, Ivanka, ist weitaus präsenter. Über die Frau, die womöglich bald neue First Lady wird, wissen die meisten US-Bürger so gut wie nichts. Bei Twitter postete sie in der Vergangenheit ab und an Bilder von ihren Beauty-Ritualen oder ihrer Bikini-Figur. Eine der wenigen überlieferten Aussagen von Melania sei die Information, dass sie und Donald getrennte Badezimmer hätten, lästerte die Internetseite "Gawker".

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Ausgerechnet die ruhige Melania könnte nun neben Trumps Tochter Ivanka mehr und mehr eine Rolle im Wahlkampf spielen. Sie wird von Trumps Strategen erkennbar in den Vordergrund gerückt, gibt erste eigene Interviews und erscheint häufiger mit ihm auf der Bühne.

Frauen mögen Trump nicht

Dahinter steckt System. Etliche Umfragen belegen, dass Trump ein Frauenproblem hat. An der republikanischen Basis, die hauptsächlich aus Männern besteht, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Sollte Trump jedoch die Nominierung seiner Partei gewinnen, könnte ihn das den Wahlsieg im November kosten. Die Mehrheit der US-Wähler ist weiblich, jüngst gaben in einer Umfrage 63 Prozent der Frauen an, Trump nicht zu mögen. Seine schärfste Gegnerin, Hillary Clinton, kann laut Umfragen dagegen bei Frauen in allen Altersgruppen punkten.

Sein mieses Image bei Frauen hat Trump sich selbst zuzuschreiben. Er gilt als Macho der alten Schule. Die Fox-News Moderatorin Megyn Kelly beschimpfte er als "Bimbo", bei der das "Blut überall herausfließt". Einer "New York Times"-Kolumnistin bescheinigte er, sie habe "das Gesicht eines Hundes". Vox.com hat sich die Mühe gemacht, alle Fälle aufzulisten, in denen er Frauen beleidigt hat - es sind nicht wenige.

Melania soll es nun richten. Die Frage ist allerdings, ob sie ihm am Ende womöglich mehr schadet als nützt. Gut für Trump: Das Ex-Model, das schon etliche Magazine wie "Sports Illustrated" und "Vogue" als Covergirl zierte, versprüht jenen Celebrity-Glamour, mit dem auch Trump viele Wähler beeindruckt.

Doch die Zurschaustellung von Melania birgt auch erhebliche Risiken. Seit den Zeiten von Eleanor Roosevelt und Jackie Kennedy sind die US-Wähler an selbstbewusste, engagierte First Ladys im Weißen Haus gewöhnt. Die amtierende First Lady Michelle Obama etwa ist selbst Anwältin, Barbara Bush, die Gattin von Ex-Präsident George H. W. Bush, wird noch heute als Mutter der Nation verehrt. Präsidentengattinnen haben einen eigenen Terminkalender und Mitarbeiterstab - öffentliche Auftritte und Reden gehören zur inoffiziellen Jobbeschreibung.

Ex-Model Melania hat in dieser Hinsicht bislang wenig vorzuweisen, ein Design-Studium brach sie ab, ihre Versuche, im Shopping-TV Schmuck und Kosmetik zu verkaufen, gingen schief. Inhaltliche Aussagen zum Thema Politik sind von ihr nicht bekannt.

Stoff für die Klatschblätter

Hinzu kommt: Donald und Melania sind nicht gerade das, was sich christlich-konservative Wähler unter einer "normalen" Familie vorstellen. Trump nimmt es mit dem Ehegelübde nicht so genau. Seine vorangegangene Ehe mit dem tschechischen Model und Ski-Star Ivana scheiterte in den Achtzigerjahren spektakulär. Auf einer Skipiste in Aspen beschimpfte die aufgebrachte Gattin Trumps damalige Geliebte, das Model Marla Maples, in aller Öffentlichkeit als "Schlampe". Maples erklärte anschließend in einem Klatschblatt, mit Trump habe sie den besten Sex ihres Lebens - und wurde Ehefrau Nummer zwei. Nachdem auch diese Ehe mit Millionenabfindung geschieden wurde, trat Melania auf den Plan.

Im Gegensatz zu Trump wirkt Rivale Marco Rubio da wie die keusche Unschuld: Er betont stets, dass er bereits seit mehr als 17 Jahren glücklich ist mit seiner Ehefrau Jeanette. Widersacher Ted Cruz wiederum kann auf 15 Jahre Ehe mit Frau Heidi verweisen.
Trump und seine Strategen wollen sich gleichwohl nicht beirren lassen. Die nächsten gemeinsamen Auftritte mit Melania sind bereits geplant. Und gegen Hillary bringt er sich offenbar vorsorglich auch schon in Stellung.

Eine der Frauen, die Hillarys Ehemann Bill beschuldigen, sie in früheren Jahren sexuell genötigt zu haben, heuert jetzt bei einer Gruppe als Pressesprecherin an, die massiv gegen Vergewaltigungen eintritt - und eine Kampagne gegen die Clintons plant. Zufall oder nicht: Gründer der Gruppe ist Roger Stone, ein ehemaliger Trump-Berater.


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