Das zeigt ein Fallbericht aus Frankreich, der nun im Fachjournal Nature Communications“ veröffentlicht wurde. In diesem Fall hatte sich die Mutter im letzten Trimester der Schwangerschaft schwer mit dem Coronavirus infiziert. Durch Untersuchungen konnten die Forschenden auch eine Infektion der Plazenta sowie des Kindes nachweisen. Nach der Geburt fanden sie beim Neugeborenen neurologische Auffälligkeiten, die denen erwachsener Patienten ähnelten.
Susanne Modrow, Professorin für Molekulare Virologie und Genetik an der Universität Regensburg, geht davon aus, dass eine solche Übertragung des Virus auf das Ungeborene recht selten und nur zu bestimmten Zeitfenstern vorkommt. Dafür müssten ihrer Ansicht nach mehrere Faktoren zusammenkommen: Hierzu zählt die Menge der Coronaviren im Blut einer Schwangeren, die zeitgleiche Synthese ausreichender Mengen des für das Virus wichtigen Rezeptors ACE2 auf Zelloberflächen und möglicherweise weitere, noch unbekannte genetische Einflüsse.
Laut Mario Rüdiger, Leiter des Fachbereiches Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin vom Universitätsklinikum in Dresden, konnte mit den Untersuchungen des französischen Falls gezeigt werden, dass eine Infektion von der Mutter auf das Ungeborene in utero möglich ist. Bisher sei nicht sicher gewesen, ob Neugeborene, bei denen das Coronavirus nachgewiesen wurde, bei der Geburt oder bereits im Mutterleib angesteckt wurden – nun sei klarer, dass beide Fälle möglich seien. Rüdiger weist aber darauf hin, dass eine Ansteckung von Neugeborenen bisher selten ist. Im sogenannten Cronos-Register der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin seien derzeit 137 Schwangere registriert, die Sars-CoV-2 positiv getestet wurden. Von diesen hätten 88 Frauen ihr Kind bekommen, davon seien fünf Kinder positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden.
deutschlandfunk
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