Umweltschutzverein weist Glyphosat in beliebten Biersorten nach

  26 Februar 2016    Gelesen: 861
Umweltschutzverein weist Glyphosat in beliebten Biersorten nach
In der aufgeheizten Diskussion um die möglichen Risiken des Unkrautgiftes Glyphosat hat ein Stichprobentest bei Bier für neue Schlagzeilen gesorgt. Das Umweltinstitut München wies nach eigenen Angaben in 14 untersuchten Sorten Rückstände des umstrittenen Stoffs nach. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestritt die Gefahr einer Gesundheitsschädigung, der Brauer-Bund und die Agrarindustrie sprachen von einer "Angstkampagne".
Das private Umweltinstitut ließ 14 häufig verkaufte Biere aus Supermärkten untersuchen. Dabei fanden sich relativ stark schwankende Mengen von Glyphosat-Rückständen von 0,5 bis 29,77 Mikrogramm je Liter. Es wies am Donnerstag zugleich darauf hin, dass der Grenzwert für Pflanzenschutzmittel in Trinkwasser bei 0,1 Mikrogramm je Liter liege. Ein Mikrogramm ist der millionste Teil eines Gramms.

Das für die Einschätzung von Gesundheitsgefahren zuständige staatliche BfR erklärte in einer ersten Stellungnahme, der Nachweis von Glyphosatrückständen in Bier sei aufgrund der zugelassenen Anwendung im Getreideanbau "grundsätzlich" zu erwarten und stelle in den von dem Institut genannten Mengen "nach dem derzeitigen Stand des Wissens" keine Gesundheitsgefahr für erwachsene Menschen dar.

Bezogen auf den höchsten von dem Institut gemessenen Rückstand von etwa 30 Mikrogramm je Liter Bier erklärte das BfR: "Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken."

Glyphosat ist eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtungsmittel. Auf EU-Ebene wird demnächst über eine Zulassungsverlängerung entschieden. Umweltschützer halten es für hochgiftig und fordern seit Jahren ein Verbot.
Die Grünen im Bundestag scheiterten am Donnerstag mit einem Antrag, der Bundesregierung die Zustimmung zur "voreiligen" Neuzulassung von Glyphosat durch die EU zu untersagen. Eine Mehrheit von 446 Abgeordneten stimmten dagegen, nur 117 dafür.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sprach sich dafür aus, das Pestizid in der Landwirtschaft weiter zu erlauben. Privatanwendungen wolle er aber einschränken oder gar verbieten, sagte er im ARD-"Morgenmagazin". Es sei "für Profis".

Um Glyphosat tobt ein erbitterter Streit. Die Aufsichtsbehörden sehen keinen Grund für Verbote, Kritiker werfen ihnen Verharmlosung vor. Schon mehrfach sorgten Studien für Aufsehen, über deren Interpretation kontrovers diskutiert wird. So meldeten Gegner den Fund von Glyphosat in Muttermilch. Untersuchungen des BfR erbrachten keine Nachweise.
Ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation WHO stufte Glyphosat im vergangenen Jahr als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Den Herstellern zufolge handelte es sich dabei jedoch nur um "theoretische Überlegungen" ohne Bezug zu den realen Verbraucherrisiken.
Das Umweltinstitut betonte, es sei kein Grund zur Entwarnung, dass die Glyphosat-Menge in den Bieren "in absoluten Zahlen" klein sei. "Bei krebserregenden und hormonwirksamen Stoffen gibt es keine Untergrenze, unter der sie sicher sind."

Der Deutsche Brauer-Bund teilte dagegen mit, er bezweifle die "Seriosität" des Tests, dessen Ergebnisse unplausibel seien. Auch gebe es den von dem Institut genannten Grenzwert für Pestizide in Trinkwasser gar nicht. Es gebe lediglich einen sogenannten allgemeinen Vorsorgewert, der keine gesundheitsrelevanten Aussagen treffe. Der Industrieverband Agrar sprach von "Panikmache" und einer "Angstkampagne".

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