Italienische Küstenwache setzt offenbar Rettungsschiff "Ocean Viking" fest

  23 Juli 2020    Gelesen: 480
Italienische Küstenwache setzt offenbar Rettungsschiff     "Ocean Viking"     fest

Das Rettungsschiff "Ocean Viking" wird nach einer Inspektion auf Sizilien für unbestimmte Zeit festgehalten. Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée wirft den italienischen Behörden "Schikane" vor.

Das private Rettungsschiff "Ocean Viking" ist nach Angaben der Betreiberorganisation nach elfstündiger Inspektion am Mittwoch im Hafen von Porto Empedocle auf Sizilien festgesetzt worden. Die italienischen Behörden hielten das Schiff auf unbestimmte Zeit fest, teilte SOS Méditerranée in der Nacht zum Donnerstag mit. Es handle sich um "eine neue Stufe behördlicher Schikane", beklagte die Hilfsorganisation.

Nach Angaben der Küstenwache wurden bei der Inspektion mehrere "technische und betriebliche Mängel" festgestellt. Diese gefährdeten nicht nur die Sicherheit des Schiffes und seiner Besatzung, sondern auch jene der Geflüchteten, die das Schiff nach Rettungseinsätzen aufnehme.

SOS Méditerranée erklärte, die italienische Küstenwache habe als wesentliche Begründung für die Festsetzung der "Ocean Viking" angegeben, dass das Schiff mehr Menschen befördert habe, als im Zertifikat für die Ausrüstung von Frachtschiffen angegeben sei. Die Betreiber des Schiffes halten dies für nicht gerechtfertigt. Zwar komme es bei Rettungseinsätzen vor, dass das Schiff mehr Menschen aufnehme als in den Papieren angegeben. Diese sollten aber nicht als "Passagiere" definiert werden, da es sich um "bei Seenotfällen Gerettete" handle, also um Menschen, die vor dem Ertrinken bewahrt worden seien, argumentiert die Hilfsorganisation. "Nach internationalem Seerecht ist deren Rettung Pflicht."

Die Quarantäne der Besatzung wurde Dienstag aufgehoben
Zuletzt hatte die Besatzung der "Ocean Viking" am 25. und 30. Juni 180 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Anfang Juli durften die Migranten das private Rettungsschiff in Porto Empedocle verlassen. Wegen der Coronavirus-Pandemie waren sie zwischenzeitlich auf einer Quarantänefähre untergebracht worden. Zuvor hatte das Schiff mehrere Tage auf das Einlaufen in den Hafen warten müssen, die Besatzung hatte den Notstand ausgerufen. Auch die "Ocean Viking" und ihre Besatzung wurden unter eine zweiwöchige Quarantäne gestellt, die am Dienstag aufgehoben wurde. Einen Tag später wurde das Schiff dann festgesetzt.

Italien und Malta hatten sich in der Corona-Pandemie zu nicht sicheren Häfen erklärt. Trotzdem brechen Migranten von Libyen und Tunesien in Richtung Europa auf. Rom und Valletta nahmen zuletzt zwar wieder Menschen von Schiffen auf, doch die Länder zögern mit der Zuweisung von Häfen oft lange. Sie fordern von anderen EU-Staaten regelmäßig Zusagen für die Weiterverteilung der Menschen.

"Es ist offensichtlich, dass die italienischen Behörden in den vergangenen Monaten angebliche Sicherheitsmängel vorgeschoben haben, um die zivilen Rettungsschiffe vom Mittelmeer zu verdrängen", sagte Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland. Durch die Festsetzung der "Ocean Viking" sei aktuell kein ziviles Rettungsschiff mehr im zentralen Mittelmeer im Einsatz.

spiegel


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