Sie hielten die Flagge von Chabarowsk sowie Protestplakate hoch und riefen Sprechchöre gegen Präsident Wladimir Putin. "Freiheit" und "Putin, tritt zurück" skandierten die Demonstranten vor der Provinzverwaltung.
Öffentliche Versammlung sind in Russland wegen der Coronavirus-Pandemie derzeit verboten. Die Kundgebung in Chabarowsk wurde von der Polizei aber nicht aufgelöst. Behördenvertreter sprachen von 6500 Teilnehmern, lokale Medien schätzten die Zahl auf rund 20.000, in Online-Kanälen der Opposition war dagegen von rund 90.000 Demonstranten die Rede.
Furgal war am 9. Juli festgenommen, nach Moskau gebracht und in Untersuchungshaft genommen worden. Ihm wird vorgeworfen, vor 15 Jahren mehrere Morde an Geschäftsleuten in Auftrag gegeben zu haben. Der 50-jährige Provinzgouverneur, der der ultrarechten Liberaldemokratischen Partei (LDPR) von Wladimir Schirinowski angehört, weist die Vorwürfe zurück. Bereits an den beiden vergangenen Wochenenden hatten in Chabarowsk Zehntausende Menschen gegen Furgals Verhaftung protestiert.
Die Anhänger des Gouverneurs sehen Furgals Verhaftung angesichts der lang zurückliegenden Vorwürfe als politisch motiviert und als einen Versuch des Kreml, einen Gegner der Regierungspartei "Einiges Russland" zum Schweigen zu bringen. Dabei gilt Furgal gar nicht als ausgewiesener Gegner der Moskauer Regierung, sondern eher als Putin-treuer Gouverneur. Die Proteste können dennoch als Beleg für eine zunehmende Entfremdung des Osten Russlands von der mehr als 6000 Kilometer entfernten Machtzentrale in Moskau gewertet werden, vor allem von der Regierungspartei.
Furgal hatte bei den Gouverneurswahlen 2018 fast 70 Prozent der Stimmen in der Region Chabarowsk geholt und den Kandidaten der Regierungspartei Geeintes Russland geschlagen. Anfang der Woche hatte Putin ihn offiziell abgesetzt und den LDPR-Abgeordneten Michail Degtjarjew als Interimsgouverneur eingesetzt. Viele Menschen aus Chabarowsk lehnen den 39-Jährigen jedoch ab, weil er nicht aus der Region stammt und wenig Erfahrung hat.
spiegel
Tags: