Beirut begegnet Zorn mit Tränengas

  07 Auqust 2020    Gelesen: 918
  Beirut begegnet Zorn mit Tränengas

Mehr als 100 Tote, Tausende Verletzte - und die explosive Gefahr im Hafen von Beirut war wohl schon seit Jahren bekannt. Nach der verheerenden Katastrophe entlädt sich die Wut auf die Regierung in den zertrümmerten Straßen der Stadt.

In Beirut ist es zu Konfrontationen zwischen Sicherheitskräften und über die Explosionskatastrophe aufgebrachten Demonstranten gekommen. Mehrere Menschen wurden bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete. Dutzende hätten versucht, die Absperrung zum Parlamentsgebäude in der libanesischen Hauptstadt zu durchbrechen. Die Demonstranten setzten dort Werbetafeln, Bretter und Müllhaufen in Brand und warfen mit Steinen auf Sicherheitskräfte. Diese setzten teilweise Tränengas ein.

Die Demonstranten sehen die verheerenden Explosionen als Beleg für die Inkompetenz der Regierung - ein Vorwurf, der in der libanesischen Bevölkerung weit verbreitet ist. Schon vor der Katastrophe hatte es immer wieder Demonstrationen gegen die Regierung gegeben, der viele Bürger auch Korruption vorwerfen. Der Libanon steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Krise war in den vergangenen Monaten durch die Corona-Pandemie verschärft worden.

Durch die zwei gewaltigen Explosionen am Dienstagabend waren große Teile der libanesischen Hauptstadt schwer beschädigt worden. Nach Angaben der Behörden wurden mindestens 149 Menschen getötet und mehr als 5000 weitere verletzt. Rund 300.000 Menschen haben durch die Explosion ihr Zuhause verloren. Davon sind dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge schätzungsweise 80.000 Kinder. Explodiert waren nach den Behördenangaben 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, das jahrelang ohne die nötigen Sicherheitsvorkehrungen in einer Lagerhalle am Hafen untergebracht gewesen war. Ammoniumnitrat kann für Düngemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden.

Die genauen Ursachen der Explosionen sind noch ungeklärt. 16 Hafen-Mitarbeiter wurden inzwischen in Gewahrsam genommen, wie die Militärstaatsanwaltschaft mitteilte.

Quelle: ntv.de, mra/AFP


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