Der Fußball-Weltverband Fifa denkt nach Informationen des "Kicker" über eine Änderung der Abseitsregel nach, die zu mehr Toren führen könnte. Demnach soll zukünftig ein Körperteil ausreichen, um das Abseits aufzuheben, so lange es sich noch auf Höhe des vorletzten Gegenspielers befindet. Bislang ist die Regel nahezu umgekehrt: Sobald ein Körperteil, mit dem ein Tor erzielt werden darf, näher an der Torauslinie ist, als der vorletzte Gegenspieler, steht ein Fußballer abseits.
Der Vorstoß kommt demnach vom ehemaligen Arsenal-Trainer Arsene Wenger. Fifa-Präsident Gianni Infantino soll aufgeschlossen sein. Wenger ist seit dem vergangenen Herbst Fifa-Direktor für globale Fußballförderung, vorher war er 20 Jahre als Trainer des FC Arsenal in der englischen Premier League tätig. Die Idee hatte Wenger bereits im Februar vorgetragen. Damals sagte er der englischen Tageszeitung "Sun": "Das wird das Problem lösen und es wird keine Millimeter-Entscheidungen über eine Winzigkeit eines Angreifers vor der defensiven Linie geben."
"Der Vorschlag ist Unsinn"
Schiedsrichterexperte Alex Feuerherdt erteilte dem Vorstoß damals eine eindeutige Absage - vor allem aus praktischen Gründen: "Wie willst du als Assistent noch in einer Spielertraube erkennen, ob es Abseits ist, wenn nicht mehr der vorderste Teil zählt, sondern der hinterste? Das ist nahezu unmöglich", sagte Feuerherdt im Gespräch mit sportschau.de. "Der Vorschlag ist Unsinn." Das sieht die Fifa offenbar anders - und will es auf einen Versuch ankommen lassen.
Wie der "Kicker" schreibt, gibt es eine Auswertung, die zeigt, dass etwa 50 Prozent der wegen Abseits aberkannten Treffer seit dem Einsatz der Video-Assistenten und der kalibrierten Linie unter Anwendung der Wenger-Idee gezählt hätten. Den Angaben zufolge soll es in Deutschland bei einem U19-Turnier eine Testserie geben.
Für einen, der es so gut hätte gebrauchen können, käme die Revolution wohl zu spät: "Wenn wir jetzt immer wegen zwei Zentimetern zurückpfeifen - und so wie ich das sehe, waren es nicht mal zwei. Das ist ein Witz", hatte der einstige Nationalstürmer Mario Gómez im Dezember geschimpft. "Der Schiri sagt mir dreimal, dass es drei Zentimeter waren. Dann frage ich, ob die drei Zentimeter mit der Technik, die wir haben, wirklich überprüft werden können. Wenn die Kamera aus 45 Grad schräg draufschaut, wie sollen die das sehen?"
Dem Stuttgarter waren binnen drei Spielen fünf (!) Treffer aberkannt worden. "Ich bin froh, dass es für mich nicht mehr fünf Jahre geht, weil das so keinen Spaß macht!" Gómez verkündete wenige Monate nach seiner Tirade sein Karriereende.
Entscheiden über eine mögliche Regeländerung müsste aber letztendlich nicht die Fifa, sondern die Regelhüter des International Football Association Boards (IFAB).
Quelle: ntv.de, ter/dpa
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