Eine Formel-1-Legende war Michael Schumacher im Jahr 2004 längst. Vor dieser Saison war er schon sechsfacher Weltmeister, hatte reihenweise Rekorde gebrochen und mit der Scuderia Ferrari bereits vier Fahrertitel eingeheimst. 2004 wurde dann aber das furioseste Schumacher-Jahr in der Königsklasse des Motorsports. Nicht zuletzt, weil ihm das Werksteam aus Maranello mit dem Ferrari F2004 das vielleicht beste Formel-1-Auto aller Zeiten baute, bejubelte Schumi vor 16 Jahren einen Sieg nach dem nächsten und krönte sich Ende August 2004 zum siebten und letzten Mal zum Weltmeister.
Die Fahrerbilanz von 2004 ist immer noch die beste in der Historie der Königsklasse. Von den 18 Saisonrennen gewann Schumacher 13. Zwölf davon in den ersten 13 WM-Läufen. Ein Rekord für die Ewigkeit, an dem sich sogar die späteren Seriensieger und -weltmeister Sebastian Vettel und Lewis Hamilton die Zähne ausbissen.
Die Geschichte des Ferrari F2004 gleicht von Anfang an einem Märchen. Das Auto war bereits zu den ersten Testfahrten im Frühjahr im italienischen Imola so schnell, dass es die Ferrari-Strategen selbst kaum glauben konnten: "Wir fuhren Rundenzeiten, die nicht unseren Simulationswerten entsprachen. [...] Gemessen an den Umgebungstemperaturen waren wir - viel zu schnell! Alle meinten: Überprüft, ob alles in Ordnung ist, sind wir auch wirklich am Gewichtslimit?", berichtete Luca Baldisserri, der damals leitender Renningenieur bei den Roten war.
Auch die weiteren Tests in Imola und sogar die ersten Trainings zum Großen Preis von Australien verblüfften die gesamte Fachwelt der Formel 1 ob der großen Überlegenheit des neuen Ferraris. Ingenieur Aldo Costa berichtete: "Wir waren weiterhin davon überzeugt, dass etwas nicht stimmen konnte. Wir prüften alles: Waren die richtigen Reifen am Wagen? Was ist mit dem Fahrzeugballast? Wir glaubten noch immer, dass der neue Wagen nur gut eine halbe Sekunde pro Runde schneller sein könne, nicht mehr. Aber wir waren zwei Sekunden schneller. Wir haben es nicht verstanden."
Beispiellose Siegesserie nur von Montoya-Blackout unterbrochen
Titelverteidiger Michael Schumacher musste die unglaubliche Power des Ferrari 3.0 V10-Motors nur noch auf die Straße bringen. Und der Kerpener lieferte mit seiner "Wunderwaffe" in sagenhafter Art und Weise ab. Bereits beim Auftaktrennen in Melbourne demonstrierte Schumi seine Überlegenheit, indem er bis auf den Teamkollegen Rubens Barrichello und Renault-Star Fernando Alonso die gesamte Konkurrenz um mindestens eine Minute distanzierte.
Die vier folgenden Rennen entschied der damals 35-Jährige ebenfalls für sich. Einzig das Monaco-Rennen im Mai unterbrach die furiose Jagd der Ferrari-Legende nach dem fünften WM-Titel in Serie. Wäre dem Rekordweltmeister Juan Pablo Montoya in Führung liegend nicht ins Auto gefahren, hätte Schumi wohl auch das Rennen im Fürstentum gewonnen.
Der extremen Überlegenheit der Roten Göttin, wie die italienischen Tifosi den Ferrari-Boliden liebevoll nannten, tat dieser Rückschlag aber keinen Abbruch: Schumacher startete einfach eine neue Siegesserie und gewann die folgenden sieben Grands Prix nacheinander - vier davon als Doppelsieg mit Teamkollege Barrichello auf Platz zwei.
Zum fünftletzten Rennen des Jahres reiste der Superstar mit einem nach damaliger Punktevergabe riesigen Polster von 38 Zählern in Spa an. Zwei Punkte mehr als Barrichello musste Schumacher also holen, um bereits auf seiner Lieblingsstrecke in den belgischen Ardennen als neuer und alter Champion festzustehen, auf der er 1991 seine ersten Meter in der Formel 1 absolviert hatte.
Nie wieder raste Ferrari so überlegen zum WM-Titel
In einem abwechslungsreichen Rennen, in dem der Deutsche nach dem Start zunächst auf Platz vier zurückgefallen war, reichte am Ende ein zweiter Platz direkt vor "Rubinho", um die Korken tatsächlich knallen zu lassen. Den Sieg schnappte sich nach einer bisher vollkommen verkorksten Saison übrigens Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes.
Die ganz große Party in Rot ließ nach diesem eingeplanten WM-Triumph übrigens ein bisschen auf sich warten. Die ersten Reaktionen des Champions waren eine Mischung aus Dankbarkeit, Gerührtheit und Erleichterung: "Die Freude kann noch nicht herausbrechen. Das braucht Zeit", so Schumacher vergleichsweise nüchtern nach seiner siebten Fahrer-Weltmeisterschaft.
Er stellte dennoch klar: "Es ist etwas Spezielles, was mich mit Spa verbindet. Es hat viele Gründe, jetzt kommt ein neuer dazu: der siebte Titel im 700. Grand Prix von Ferrari. Das ist etwas ganz, ganz besonderes!" Die historische Dimension war Schumi aber wohl damals klar: Es sollte bis heute das letzte Mal gewesen sein, dass die Scuderia Ferrari ein derart überlegenes Auto gebaut hat ...
Quelle: ntv.de
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