Denn Sánchez, dessen Sozialisten mit der sozialliberalen Partei Ciudadanos ("Bürger") regieren wollen, fehlen 46 Stimmen, um in den Moncloa-Palast in Madrid einziehen zu können. Sánchez wird scheitern, aber in Würde.
Er kann sich als der Mann präsentieren, der Spanien aus der Blockade befreien will - oder als der Politiker, der es wenigstens versucht hat. Mehr als 70 Tage nach der Wahl lähmen sich die Parteien, kein Lager hat eine klare Mehrheit. Kommentatoren vergleichen die politischen Spiele schon mit den Intrigen und Machtkämpfen der Fernsehserie "Game of Thrones".
Denn hinzu kommt, dass die Parteien untereinander zerstritten sind. Nach dem mageren Wahlergebnis vom 20. Dezember rebellierten mächtige Politiker seiner Sozialistischen Partei PSOE gegen Sánchez, er stand kurz vor der Ablösung. Ihre Botschaft an ihn: Entweder du schaffst es in den Moncloa-Palast, oder das war`s.
Doch seit er den Auftrag zur Regierungsbildung bekommen hat, versucht Sánchez, auf viele politische Gruppen zuzugehen. Mit Ciudadanos ist ihm ein Pakt gelungen, nun umwirbt er mit Last-Minute-Angeboten vor allem die linke Partei Podemos. Ihre Stimmen braucht er, um sich zum Ministerpräsidenten wählen zu lassen.
Wähler haben genug von der Blockade
Sánchez lockt und droht. Podemos könne Teil des Wandels zu sein - oder aber möglicher Wegbereiter einer neuen konservativen Regierung, sollte er scheitern und es Neuwahlen geben. Und eine konservative Regierung, so Sánchez, bedeute noch mehr Korruption und harte Einschnitte. Legendär ist sein Ausfall gegen den bisherigen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy im Wahlkampf, als er ihn während einer Fernsehdebatte mit den Worten "Sie lügen, lügen, lügen! Sie sind unanständig!" beschimpfte.
Podemos dagegen könnte auf Neuwahlen setzen, aber nicht, um Rajoy zu einer weiteren Amtszeit zu geleiten. Vielmehr hofft die Partei, die Wähler der Sozialisten für sich zu gewinnen. Als Juniorpartner von Sánchez sehen sich die selbstbewussten Newcomer nicht. Das vorläufig letzte Angebot zur Zusammenarbeit wies Podemos-Chef Pablo Iglesias am Montag zurück: "Das ist nicht ernst gemeint."
Scheitert Sánchez am Mittwoch, folgt eine weitere Abstimmung am Freitag. Dann reicht eine einfache Mehrheit - also mehr Stimmen dafür als dagegen. Bis dahin bleibt Sánchez noch Zeit für Eigenwerbung.
Die Wähler, so scheint es, sind die Blockade leid. Selbst die Hälfte der Anhänger von Podemos und auch der konservativen PP sind einer neuen Umfrage zufolge der Meinung, dass ihre Parteien die neue Regierung von PSOE und Ciudadanos nicht verhindern sollten - also sich enthalten oder sogar dafür stimmen sollten. Zudem kann die PSOE frohlocken: In neuesten Umfragen steigen ihre Werte wieder.
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